05.12.2016
Sam Forwood

Bukkilinyya – vom gebrechlichen Fohlen zur eleganten Stute

«Bukkilinyya», das «Kind aus dem Busch» ist seit ihrem Auffinden 2013 als verletztes Findelfohlen zu einer anmutigen Stute herangewachsen. Heute gehört Bukkilinyya sozusagen zum Inventar der Bonrook Station.

Sie erinnern sich? Im Novem­ber 2013 hatten Einheimische im Busch ein verletztes und verlassenes Fohlen gefunden, mit hässlicher Wunde am Hin­terlauf. Sie brachten das Jung­pferd nach Kybrook, einer Aboriginee­ Gemeinde, die ans Franz Weber Territory an­grenzt. Doch trotz Pflege und Versorgung konnte sich das Kleine kaum auf den Beinen halten. Auf Anfrage fuhr ich nach Kybrook hinaus, um mir das Tier anzuschauen. Es sah nach einer Verletzung durch verwilderte Hunde oder Dingos aus. Nach einigen Tagen der Be­handlung mit Medikamenten aus unseren Vorräten spazierte das Fohlen zusehends trittsi­cherer herum. Die Familie, die sich um das Tier kümmerte, nannte es Bukkilinyya, was et­wa so viel heisst wie «Kind aus dem Busch».

Doch die Hunde hatten das Fohlen nicht vergessen. Sie suchten es und fielen es erneut an. Herbeigerufen, fand ich es übersät mit Bisswunden und brachte es auf Bitten der Leute von Kybrook nach Bonrook. Wieder folgten Wundpflege und Antibiotikabehandlung. Und wieder erholte sich das Fohlen gut. Das Überleben zweier der­artiger Attacken brachte ihm einen Spitznamen ein: Lucky Lucy.

Zutraulich und gutmütig
Glücklich ist auch die einheimi­sche Pflegefamilie aus Kybrook, der das liebenswerte Pferd ans Herz gewachsen ist. Und dank­bar, dass wir Lucky Lucy bei uns aufgenommen haben. Re­gelmässig kommen Angehörige der einheimischen Familie aus Kybrook auf die Bonrook Stati­on, manchmal mit bis zu zehn Kindern, um ihr «Buschkind» zu besuchen und bringen ihm etwas zum Knabbern mit – ein­fach aus Freude, es zu sehen. Und das Pferd freut sich sicht­lich auch.

Bukkilinyya ist in den drei Jah­ren seit ihrem Auffinden zu einer schönen Stute herange­wachsen. Das zutrauliche und gutmütige Tier ist zurzeit bei der Stallkoppel untergebracht. Manchmal darf sie um die Scheunen und Wirtschaftsge­bäude herum grasen, vor allem während der Regenzeit, wenn die Vegetation üppig spriesst. Das ist auch jetzt wieder der Fall. Nach den ersten Vorboten der Monsunzeit ist auf Bonrook alles wieder grün geworden. Und Bukkilinyya gehört sozu­sagen zum Inventar. Dank ih­rem freundlichen und uner­schrockenen Wesen stört sie weder das Hin und Her von Fahrzeugen, noch das Kommen und Gehen von Menschen.

Pferdegrüsse über den Zaun
Selbst Hunde bringen sie nicht aus der Ruhe. Das ist doch er­ staunlich, nach ihren Erfah­rungen mit Hunden als Foh­len. Zurückgeblieben davon ist eine grosse Narbe am Hinter­lauf. Vermutlich hatte das Foh­len beim zweiten Überfall eine Hüfte ausgerenkt, als die Hun­de es niederrissen. Wegen ihrer angeschlagenen Hüfte und beschädigten Beinsehnen wird sie immer etwas behin­dert sein. Leider ist auch die Sicht auf einem Auge einge­schränkt und hat sich eher noch etwas verschlechtert. Trotzdem galoppiert sie in der Koppel so gut wie jedes andere Pferd. In die grösseren Gehege im Busch lassen wir sie nicht, sondern halten sie mit den Heimpferden. Mit ihnen kann sie sich gut arrangieren, auch wenn sie bisweilen etwas frech ist. Bukkilinyya kommt sowohl allein wie auch in ei­ner Herde gut zurecht, wo sie sich ohne Mühe in die Rang­ordnung einfügt.

Ab und zu besuchen auch Grup­pen von Wildpferden die Kop­peln, von Bukkilinyya freund­lich über den Zaun gegrüsst. Aber mit ihnen in die Wildnis zu entlaufen, ist für sie kein Thema. Wie mir scheint, hält sich Bukkilinyya das eine oder andere Mal für einen Men­schen.

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