28.11.2017
Vera Weber

Artenschützer drängen auf Verbot des Elfenbeinhandels

«Schliesst endlich alle Elfenbein-Märkte!» So lautet der dringende Aufruf führender Umweltorganisationen, darunter der Fondation Franz Weber. Anlässlich des UN-Treffens zum Handelsübereinkommen mit bedrohten Arten in Genf fordern sie zum Schutz der Elefanten ein weltweites Handelsverbot für Elfenbein. Damit setzen sie kurz vor Ablauf der Anhörungsfristen in der EU und Grossbritannien zum Thema ein weiteres deutliches Zeichen.

Genf, 28. November – Um Afrikas Elefantenbestände zu retten, bevor es endgültig zu spät ist, braucht es jetzt ein totales Elfenbein-Handelsverbot. Darin sind sich führende Umweltorganisationen, darunter die Fondation Franz Weber (FFW), einig. Am 69. Treffen des ständigen Ausschusses der CITES (Übereinkommen zur Regelung des Handels mit bedrohten Arten) in Genf, rufen sie die Regierungen eindringlich auf, den Forderungen afrikanischer Staaten nach einer Schliessung aller Elfenbeinmärkte nachzukommen.

Rund 600 Delegierte treffen sich zurzeit anlässlich des CITES-Meetings in Genf. Es ist die erste Zusammenkunft des ständigen Komitees seit der 17. Vertragsparteienkonferenz im September 2016. Dass sich die Vertragsparteien damals auf die Empfehlung einigten, alle Binnenmärkte für Elfenbein seien «dringend» zu schliessen, weil sie «zu Wilderei und illegalem Handel» beitrügen, galt als Durchbruch.

Die Artenschutzorganisationen portieren nun einen Antrag, der von Burkina Faso, Kongo, Kenia, und Niger im Namen der Koalition für den afrikanischen Elefanten (AEC) eingereicht wurde. Dieser erinnert an die Dringlichkeit der Schliessung aller Binnenmärkte für Elfenbein. «Der Aufruf unterstreicht, dass jetzt nicht die Zeit für Selbstzufriedenheit ist», betont Vera Weber, Präsidentin der FFW, aus Genf. Angesprochen sind vor allem die EU und Japan, die noch immer Binnenmärkte für Elfenbein unterhalten.

Solche Binnenmärkte ermöglichen das betrügerische Umdeklarieren von Stosszähnen gewilderter Elefanten zu sogenannt «altem» Elfenbein, das angeblich noch aus Beständen vor dem Inkrafttreten des internationalen Handelsverbots von 1990 stammen soll. Entsprechend tragen diese Binnenmärkte zum fortgesetzten illegalen Elfenbeinhandel bei. «Legale Elfenbeinmärkte in der EU und Asien stärken die Nachfrage, ermöglichen die Wäscherei von Elfenbein, den illegalen Handel und fördern damit die Wilderei», fasst Vera Weber zusammen. «Sie müssen deshalb endgültig geschlossen werden.»

Noch immer fallen der Wilderei in Afrika Jahr für Jahr mehr als 20’000 Elefanten zum Opfer. Seit dem Wiederaufflammen der Wilderei, insbesondere nach legalen Elfenbein-Lagerverkäufen 2008, sind die Bestände der Afrikanischen Elefanten regelrecht kollabiert, von 2007 bis heute um rund einen Drittel. «Die CITES-Empfehlung zur Schliessung der Binnenmärkte 2016 war zwar ein Durchbruch», bekräftigt FFW-Beraterin Dr. Rosalind Reeve: «Doch sie ist bedeutungslos, solange sie von den Hauptakteuren im Elfenbein-Geschäft nicht befolgt werden muss.»

Besondere Verantwortung kommt der EU zu. Diese war in jüngeren Jahren zum grössten Exporteur von rohem und bearbeitetem Elfenbein geworden. Allein 2014 und 15 haben EU-Mitgliedländer Exporte von 1258 Stosszähnen und mehr als 20’000 Gegenständen aus Elfenbein gemeldet. Gleichzeitig zeigen rekordhohe Beschlagnahmungszahlen aus dem Jahr 2016, dass die EU als Umschlagplatz für illegales Elfenbein immer wichtiger wird. Zwar wurden Elfenbein-Exporte aus der EU nach wachsender Kritik im Juli 2017 unterbunden, und bis zum 8. Dezember laufen öffentliche Anhörungen zum Elfenbeinhandel. Innerhalb der EU ist der Handel derweil noch immer legal. «Nun muss die EU auf die Forderungen der AEC-Staaten eingehen und den Elfenbeinhandel ein für alle Mal verbieten.»

Falls China die Beendigung seines Elfenbeinhandels bis Ende 2017 plangemäss umsetzt, schliesst damit der weltgrösste Markt für illegales Elfenbein. Damit spielt neu Japan die verhängnisvollste Rolle in Ostasien. Im Land der aufgehenden Sonne wird moniert, dessen Handel beinhalte nur legales Elfenbein. Doch Japans Gesetzgebung enthält viele Schlupflöcher und ein aktueller Bericht des japanischen Umweltministeriums erwähnt mehr als 100 Fälle von beschlagnahmtem Elfenbein aus Japan in China. Deshalb enthält der Aufruf der AEC an den ständigen CITES-Ausschuss auch die Forderung nach einem nationalen Aktionsplan mit rasch greifenden, konkreten Massnahmen zur Beendigung des Elfenbeinhandels.

Immerhin hat sich der ständige Ausschuss nun geeinigt, alle Vertragsparteien schriftlich an die Dringlichkeit der Umsetzung der Beschlüsse von 2016 zu mahnen. Zudem soll ein Arbeitsbericht am nächsten Meeting des ständigen Ausschusses 2018 die gemachten Fortschritte zusammenfassen. Weiter hat die AEC beantragt, einen Leitfaden zu erstellen für jene Länder, die noch über Elfenbeinreserven verfügen. Dieser soll einerseits Richtlinien enthalten für jene Länder die ihre Elfenbeinvorräte vernichten wollen und andererseits Vorgaben zur sicheren Aufbewahrung für jene Länder, die ihre Elfenbeinlager (noch) behalten wollen.

Die Erarbeitung eines solchen umfassenden Leitfadens zur Verwahrung und Vernichtung von Elfenbeinvorräten wurde vom Ausschuss noch gleichentags beschlossen. «Das ist ermutigend», freut sich Vera Weber: «Es wird jenen Ländern helfen, welche dem guten Beispiel von mehr als 20 Nationen folgen wollen, die als Botschaft an Dealer und Elefantenwilderer ihre Lager bereits vernichtet haben. Den anderen gibt er Anleitung zur sicheren Aufbewahrung.» Der Beschluss für die Erstellung dieses Leitfadens ist dank des Beitrags von 20’000 Dollar für die Guidelines durch die in Genf anwesenden Umweltorganisationen wie die Fondation Franz Weber, erst möglich geworden.

 

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