Unser Gnadenhof Equidad in Argentinien ist umgeben von Ländereien, wo Viehzucht für die Fleischindustrie betrieben wird. Als ein umgefallener Zaun einer benachbarten Kuhherde den Zugang zu unserem Gelände ermöglichte, führten wochenlange Bemühungen zur Lokalisierung dieser Tiere schliesslich zu einer überraschenden Entdeckung: Im Gestrüpp fanden wir ein neugeborenes Kälbchen.
Herzzerreissender Abschied
Mit schweren Herzen mussten wir die Kühe zu ihren Besitzern zurückbringen. Doch ein paar Tage später tauchte das Kalb, inzwischen vom FFW-Team aufgrund seiner markanten Blesse Muelita (kleiner Zahn) genannt, ganz allein wieder auf unserem Grundstück auf. Trotz umfangreicher Suchaktionen konnten wir ihre Mutter auf dem weitläufigen Gelände des Sanctuarys nicht finden. Ihre Besitzer, scheinbar gleichgültig gegenüber dem Schicksal des Kalbs, empfahlen, es dem „Gesetz der Natur“ zu überlassen.
Aufnahme auf dem Gnadenhof
Das mitfühlende Team von Equidad weigerte sich jedoch, Muelita ihrem ungewissen Schicksal zu überlassen. Sie erkannten die immense Verletzlichkeit des neugeborenen Kalbes, das von seiner Mutter getrennt war, und griffen sofort ein. Das Fläschchenfüttern wurde zu einer Rund-um-die-Uhr-Aufgabe, bei der sich FFW-Mitarbeiter und Freiwillige alle zwei Stunden abwechselten, um das schwache Kalb zu ernähren. Da die soziale Interaktion für Muelitas Entwicklung wichtig war, wurde ihr Gehege strategisch in der Nähe anderer Kühe platziert, damit sie von ihren Artgenossen lernen konnte.
Kampf um Muelitas Zukunft
Die Suche nach Muelitas Mutter ging weiter, aber sie blieb unauffindbar. Als ihre Besitzer zurückkamen und sahen, wie gut Muelita unter unserer Obhut gedieh, forderten sie sie mit klaren Absichten zurück: Sie wollten sie als Köder benutzen, um ihre vermisste Mutter anzulocken.
Es folgte eine Phase angespannter Verhandlungen. Das Team von Equidad, ausgerüstet mit klarer Entschlossenheit und tiefem Verständnis für Tierwohl, setzte alle Mittel ein, um Muelitas Zukunft zu sichern. Schliesslich, nach wochenlanger Anstrengung, hatten wir Erfolg: Die Besitzer willigten ein, dass wir Muelita behalten durften. Sie wird den Rest ihres Lebens im Schutz unseres Gnadenhofs verbringen, vor Ausbeutung und Missbrauch bewahrt, geliebt und gepflegt vom FFW-Team.
Hoffnung für die Kühe
Muelitas Geschichte dient als Erinnerung daran, dass selbst unter schwierigen Umständen das unerschütterliche Engagement, allen Leben Schutz zu bieten, siegen kann. Sie zeugt von der Hingabe jener, die unermüdlich daran arbeiten, eine Welt zu schaffen, in der alle Tiere Liebe, Respekt und Freiheit erleben können.