Bern, 13. Juni 2025 – Am 11. Juni 2025 gab der Zoo Basel den Tod der Elefantenkuh Heri (geschätzt 49 Jahre alt) bekannt. Sie wurde laut der offiziellen Mitteilung des Zoos aufgrund einer «notwendigen» Euthanasie eingeschläfert, nachdem sich ihr Gesundheitszustand schrittweise verschlechtert hatte. Doch hinter dem entschuldigenden Ton des Zoos verbirgt sich eine dunkle Wahrheit, die die Fondation Franz Weber (FFW) mit Nachdruck scharf kritisiert: Heri trug über eineinhalb Jahre lang einen toten Fötus in ihrem Leib.
Der Zoo Basel hat die Elefantenkuh Heri am 11. Juni 2025 eingeschläfert, nachdem sich ihr Zustand kontinuierlich verschlechtert hatte. Was die offizielle Mitteilung vom Zoo jedoch verschweigt: Heri trug ihr totes Kalb eineinhalb Jahre lang im Bauch. Der Zoo spricht verharmlosend von einer «ausgebliebenen Geburt». Doch die Wahrheit ist: Das Elefantenbaby starb bereits Mitte Dezember 2023 in Heris Leib – eine Geburt fand nie statt. Stattdessen musste Heri die Überreste ihres toten Nachwuchses Tag für Tag, Monat für Monat mit sich herumtragen – bis ihr Körper versagte. Dies als «ausgebliebene Geburt» zu bezeichnen, ist blanker Zynismus. Was hier vorliegt ist ein schwerwiegendes tierärztliches Versagen mit tödlichen Folgen.
Bereits 2023 machte die Fondation Franz Weber den Zoo Basel wiederholt auf die kritische Lage aufmerksam und bot fachkundige Unterstützung durch Experten für Elefantenbiologie an. Unsere Appelle wurden ignoriert, unsere Briefe als «irritierend und heuchlerisch» abgetan. Kurz danach wurde der Tod des Kalbes bekannt gegeben und Heris Gesundheitszustand wurde kritisch. Seither blieb jegliche Transparenz über die medizinische Betreuung aus.
Verantwortung verwässert – fragwürdige Rechtfertigungen
Heute versucht der Zoo die wahren Umstände herunterzuspielen und führt Heris hohes Alter als Grund für die Euthanasie an. Doch ein veterinärmedizinischer Bericht wurde nie veröffentlicht. Laut Tomas Sciolla, Biodiversitätsexperte der FFW und Spezialist für die Umgestaltung von Zoos, «kann das langfristige Tragen eines mumifizierten Fötus zu Infektionen, inneren Verletzungen oder systemischen Erkrankungen führen. Es ist äusserst wahrscheinlich, dass dies die Hauptursache für Heris körperlichen Verfall war.»
In seiner Stellungnahme versucht der Zoo Basel, sich seiner Verantwortung zu entziehen und verweist darauf, dass er nicht über die «alleinige Entscheidungskompetenz» in Bezug auf die Elefantenhaltung verfüge. Stattdessen beruft er sich auf die Koordination durch die Europäische Vereinigung der Zoos und Aquarien (EAZA) und ihr Erhaltungszuchtprogramm EEP (EAZA Ex situ Programme). Er behauptet, dass kürzlich anwesende «Experten» von den Haltungsbedingungen im Zoo Basel «beeindruckt» gewesen seien.
Beeindruckt? Wovon genau? Von einer kranken Elefantenkuh, die seit 18 Monaten einen toten Fötus im Leib trägt? Von der Einführung eines an Tuberkulose erkrankten Bullen (Tusker), der trotzdem mit den Kühen in Kontakt kam? Oder von den offensichtlichen Spannungen zwischen Rosy und Maya – den beiden verbliebenen Elefantenkühen –, die unter den Folgen einer völlig künstlichen Sozialstruktur leiden, welche der komplexen, matriarchalen Natur von Elefanten in keiner Weise gerecht wird?
Aussagen wie jene der «Experten» beruhigen keineswegs. Sie zeigen vielmehr ein gescheitertes System, in dem der äussere Schein wichtiger ist als das tatsächliche Wohlergehen der Tiere.
Rückständiges Management – vermeidbares Leiden
Heri hatte nie eine erfolgreiche Geburt; bereits vor rund 20 Jahren hatte sie eine Totgeburt erlebt. Ihr fortgeschrittenes Alter machte jeden neuen Fortpflanzungsversuch besonders riskant.
«Die EAZA-Richtlinien raten ausdrücklich davon ab, alte Kühe ohne erfolgreiche Geburten zu verpaaren», erklärt Dr. Keith Lindsay, Elefantenbiologe. «Und dennoch hat der Zoo einen Bullen, Tusker, in die Gruppe eingeführt – ohne Vorsichtsmassnahmen. Das ist schlichtweg verantwortungslos», so Dr. Lindsay weiter.
Der Zoo versucht, das Unverzeihliche zu rechtfertigen, indem er sich hinter Gremien, Programmen und Zahlen versteckt. Aber die Fakten sprechen für sich: In über 70 Jahren sind im Zoo Basel nur vier Elefanten geboren worden. Keiner erreichte ein hohes Alter. Das letzte lebensfähige Kalb, geboren in den 1990er-Jahren, starb jung.
Nie wieder
Vera Weber, Präsidentin der FFW, ist schockiert über das Management des Zoos Basel: «Heri ist nach monatelangem, stillem Leiden gestorben. Wir wollen nicht, dass ihre Geschichte in technischen Begriffen und bürokratischen Ausreden untergeht. Heri war ein fühlendes, intelligentes, soziales Wesen. Sie hätte ein besseres Leben verdient. Ihre Geschichte muss die letzte sein ihrer Art. Keine Elefanten in Gefangenschaft. Keine künstliche Fortpflanzung. Nicht in Basel. Nirgendwo.»
Die Fondation Franz Weber fordert den Zoo auf, den vollständigen Obduktionsbericht von Heri zu veröffentlichen und das Elefantenzuchtprogramm unverzüglich zu beenden. Für Rosy und Maya muss eine tiergerechte und rasche Lösung gefunden werden – idealerweise ein Umzug in ein Elefantenschutzgebiet.
Schliesslich wirft dieses Missmanagement eine weitere Frage auf: Wie steht es um die anderen im Zoo gehaltenen Arten? Der Zoo plant offenbar, Seekühe zu halten – Meeressäuger, die mit Elefanten verwandt sind. Heris Geschichte muss als Warnung dienen: Bevor weitere neue Tiere eingesperrt werden, sollte man zunächst lernen, die Verantwortung für die bereits gehaltenen zu übernehmen. Die FFW fordert den Zoo auf, dieses absurde Vorhaben aufzugeben.
HintergrundFakten zu Heri
• Heri war eine afrikanische Savannenelefantin, die in den 1970er-Jahren im Kruger-Nationalpark in Südafrika in freier Wildbahn geboren wurde. Sie wurde gefangen und in europäische Zoos gebracht. Seit 1988 lebte sie im Zoo Basel.
• Vor rund 20 Jahren brachte Heri bereits ein Kalb zur Welt – das war jedoch eine Totgeburt.
• Anfang 2023 verkündete der Zoo Basel mit sichtlicher Freude, dass Heri trächtig sei und Ende des Jahres die Geburt erwartet werde. Die FFW warnte seither wiederholt vor den Risiken für Heri und das Kalb.
• Im August 2023 wurde der Bulle Tusker, mit dem Heri verpaart worden war, eingeschläfert. Er litt an Tuberkulose, eine für Elefanten tödliche Krankheit, die in Gefangenschaft oft durch den Kontakt mit infizierten Menschen oder Tieren übertragen wird. Tusker war vermutlich bereits seit Monaten krank – dennoch wurde er nach Basel transferiert. Seine Verlegung hatte sich zwar verzögert, da er zuvor mit infizierten Tieren in Kontakt stand – doch das Risiko wurde offenbar in Kauf genommen.
• Im November 2023, als sich Heris Gesundheitszustand sichtbar verschlechterte, bot die FFW dem Zoo die Hilfe ihrer Experten für Elefantenbiologie und Tierschutz an – vergeblich. In einem Schreiben vom 23. November 2023 lehnte der Zoo das Angebot ab und bezeichnete es als «irritierend und heuchlerisch».
• Nur wenige Wochen später meldete der Zoo den Tod des Elefantenbabys der sich immer noch in Heri Leib befand. Ihr Zustand sei nun kritisch, hiess es.
Fakten zu Elefanten
• Elefanten leben in Gefangenschaft 40–50 Jahre. In freier Wildbahn können sie aber bis zu 60–70 Jahre alt werden.
• Elefanten sind hochsoziale, intelligente Tiere. Sie leben in matriarchalen Herden und stehen in ständigem Kontakt mit männlichen Tieren. In der Wildnis legen sie täglich bis zu 10 km zurück auf der Suche nach Nahrung, Wasser und Schutz.
• Die African Elephant Specialist Group der Weltnaturschutzorganisation IUCN, bestehend aus rund 95 Expertinnen und Experten, spricht sich klar gegen das Einfangen Afrikanischer Elefanten zur Haltung in Gefangenschaft aus. Sie sieht keinerlei Nutzen in der Haltung von Elefanten in Zoos im Hinblick auf den Schutz der Art in freier Wildbahn.