13.12.2022
Anna Zangger

CITES CoP19: Elfenbeinhandel bleibt verboten – ebenso bis auf Weiteres der Handel mit lebenden Elefanten!

Die 19. Konferenz der Vertragsstaaten des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CoP19 der CITES) ist am 25. November in Panama City zu Ende gegangen. Zwei Wochen lang haben die 170 anwesenden Mitgliedstaaten in intensiven Debatten an die hundert Vorschläge und Dokumente sondiert, in denen es darum ging, entweder den Artenschutz zu stärken oder den internationalen Handel mit bestimmten Tieren und Pflanzen zuzulassen. Die Fondation Franz Weber (FFW), die als Beobachterin innerhalb der CITES fungiert, zieht eine positive Bilanz für den Tierschutz.

Moratorium für den Export lebender Elefanten aus Afrika
Burkina Faso, Benin, Senegal, Togo und weitere Mitgliedstaaten der Koalition für den Afrikanischen Elefanten (AEC), ein Bündnis von über 30 afrikanischen Ländern, die diese Art besser schützen wollen, hatten auf der CoP19 den Antrag gestellt, sämtliche Exporte lebender afrikanischer Elefanten, die in freier Wildbahn gefangen werden, aus Afrika endgültig einzustellen.

Während die AEC den Fang freilebender Elefanten für den Export in Zoos am anderen Ende der Welt verbieten möchte, da dieser ihrer Ansicht nach dem Wohlergehen der Tiere schadet, wollen die südafrikanischen Staaten diesen Handel fortsetzen. 2019 hatte Simbabwe mehr als 30 Elefanten, darunter zahlreiche Kälber, nach China exportiert, und 2022 führte Namibia äusserst umstrittene Exporte von 22 wilden Elefanten in Zoos in den Vereinigten Arabischen Emiraten durch.

Die Europäische Union, die sich als «Vermittlerin» zwischen den Ländern des südlichen Afrika und den AEC-Staaten präsentierte, hatte auf der CoP19 einen «Mittelweg» vorgeschlagen: Die Frage solle bis zur CoP20, das heisst, bis mindestens 2025, zurückgestellt werden, um einen Dialog zwischen den Ländern des Verbreitungsgebiets der Elefanten aufzunehmen. Obschon die AEC sehr skeptisch war, musste sie dem letztendlich zustimmen, jedoch unter einer Bedingung: Sie erzielte ein Moratorium für sämtliche Exporte lebender Elefanten aus Afrika, das gilt, solange der Dialog geführt wird. Nach Ansicht der EU bedeutet das einen Exportstopp ab dieser CoP19 bis zur CoP20. Für Vera Weber, Präsidentin der Fondation Franz Weber (FFW), die die AEC seit ihrer Gründung vor mehr als 15 Jahren unterstützt, «ist dies ein wichtiger Sieg für die Koalition und vor allem eine willkommene Ruhepause für die Elefanten!».

Keine Wiederaufnahme des Handels mit Elfenbein oder Elefantenleder
Wie bei jeder Tagung der CITES-Vertragsstaatenkonferenz unterbreiteten die südafrikanischen Länder Vorschläge zur Wiederaufnahme des Handels mit Elfenbein oder anderen Teilen von Elefanten, insbesondere Elefantenleder. Dank der beeindruckenden Koordination der AEC konnte jeder dieser Vorschläge, die das Überleben der Art gefährden, zurückgewiesen werden. Die AEC forderte zudem genauere Angaben über die Herkunft von beschlagnahmtem illegalem Elfenbein, um Japan, den grössten noch offenen Elfenbeinbinnenmarkt, zu einem Umdenken zu bewegen.

Glasfrösche, Schuppentiere, Haie und Schildkröten – die Gewinner der CoP19
Die wahren Gewinner der CoP19 sind die Glasfrösche – eine Familie fast durchsichtiger Frösche, die in der Haustierindustrie sehr gefragt sind. Angesichts der nachdrücklichen Unterstützung seitens der lateinamerikanischen Länder und der AEC-Staaten sowie mehrerer asiatischer Länder musste sich die EU, die sich ursprünglich gegen den Vorschlag stellen wollte, dem allgemeinen Willen beugen. Die oben genannten Arten wurden in Anhang II des CITES-Abkommens aufgenommen. Auch der Schutz von 54 Haiarten und mehreren Dutzend Arten von Süsswasserschildkröten wurde auf der CoP19 gestärkt, was vor allem der Position der AEC-Mitgliedstaaten und der lateinamerikanischen Länder zu verdanken ist, die sich für ihre Erhaltung einsetzten.

Die afrikanischen Staaten und die EU verhandeln von nun an auf Augenhöhe
Die EU stimmt bei der CITES en bloc ab. Das bedeutet, dass die Position der Europäischen Kommission automatisch 27 Stimmen zählt. Ein beträchtliches Stimmengewicht, wenn man bedenkt, dass die wichtigen Entscheidungen mit einer Zweidrittelmehrheit der anwesenden Vertragsstaaten getroffen werden. Damit bringt die EU nahezu jedes Mal die Vorschläge, die sie ablehnt, zum Scheitern und setzt die von ihr unterstützten Vorschläge durch.

Diese Allmacht, gepaart mit einer gewissen Unnachgiebigkeit, die die Europäische Kommission den Ländern der Koalition für den Afrikanischen Elefanten gegenüber an den Tag legt, gab der Koalition wiederholt Anlass, ihre Unzufriedenheit mit den EU-Positionen zum Ausdruck zu bringen, die für den Erhalt der globalen Biodiversität wenig hilfreich sind. Dies gilt insbesondere für den Widerstand der EU gegen einen Vorschlag, das Flusspferd in Anhang I des CITES-Abkommens aufzunehmen.

In dem Bestreben, alle Seiten gleichzeitig zu berücksichtigen und keinen potentiellen Wirtschaftspartner zu brüskieren, bezieht die EU Positionen, die ihrem erklärten Willen, die Tier- und Pflanzenarten der Welt besser vor dem Handel zu schützen, zuwiderlaufen. Doch die aussergewöhnliche Stärke der sich für den Artenschutz einsetzenden AEC auf dieser CoP sollte die EU dazu bringen, sich in Zukunft mit den afrikanischen Staaten an einen Tisch zu setzen, um auf Augenhöhe mit ihnen zu diskutieren.

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