24.11.2025
Sam Forwood

Das verletzte Fohlen – eine von vielen geretteten Seelen auf Bonrook

Maluka, ein wenige Wochen altes Fohlen, wurde in einer abgelegenen indigenen Gemeinschaft von wilden Hunden attackiert und schwer verletzt. Auf unseren Weiden Bonrooks kann das Fohlen nun sicher mit den Stationspferden aufwachsen. Doch auch der Rest seiner Herde braucht unsere Hilfe.

In einer abgelegenen Aboriginal-Gemeinschaft ausserhalb der Stadt Mataranka im Gebiet «Never Never Country» 240 km südöstlich von Bonrook, wurde ein etwa vier Wochen altes Fohlen von wilden Hunden angegriffen und schwer verletzt. Eine Aborigine der Gemeinschaft fand das wehrlose Fohlen mit tiefen Bisswunden und wusste, es muss schnellstmöglich an einen sicheren Ort gebracht werden, da die Gefahr bestand, dass die Hunde zurückkommen könnten. Sie handelte rasch und mit Hilfe ihrer Brüder verfrachtete sie das arme Fohlen in einen Geländewagen und fuhr es erstmal zu einer Bekannten auf eine 40 Hektar grosse Farm nördlich der Stadt Katherine. Sie nannten es Maluka, ein lokales Aborigines-Wort, das «Boss Man» bedeutet.

Erstversorgung, Erholung und Vorbereitung auf Bonrook

Die Besitzerin der Farm kontaktierte mich hier auf Bonrook, um zu sehen, ob wir helfen könnten, da der kleine Hengst dringend tierärztliche Versorgung benötigte. Ich rief die Tierklinik in der Stadt Katherine an, mit der wir zusammenarbeiten, und sie schickten einen ihrer leitenden Tierärzte. 

Maluka wurde behandelt, erhielt Schmerzmittel, und die Farmbesitzerin verabreichte ihm in den folgenden Tagen weitere Medikamente.

Ich habe Maluka zweimal auf der Farm besucht, um nachzusehen, wie es ihm dort geht. Trotz seines Traumas zeigte er sich stets gut gelaunt und war für sein Alter von nur fünf Wochen erstaunlich gross und kräftig. Er lebte in einem Gehege von etwa einem Hektar mit Schatten, Milchnahrung, Wasser und Heu. Um ihm Gesellschaft zu leisten, wurden ihm zwei Ponys eines Nachbarn zugesellt. Ich habe ein paar tragbare Pferdezaunelemente aufgebaut, um einen Platz zu erstellen, in dem er das Führen an Halfter und Strick lernen kann.

Neues Leben auf Bonrook

Anfang Oktober, als sich sein Gesund-heitszustand deutlich verbessert hatte, brachte ich Maluka mit dem Pferdeanhänger nach Bonrook. Hier ist er nun in Sicherheit und kann gemeinsam mit den Stationspferden aufwachsen. Zurzeit befindet er sich noch in einem separaten Aussengehege, wo er sich bereits gut eingelebt hat. Er frisst und trinkt regelmässig, wirkt aufmerksam und neugierig und beobachtet interessiert die anderen Stationspferde auf den benachbarten Weiden. In den kommenden Wochen werde ich Maluka schrittweise an die Herde heranführen, damit er den Kontakt zu den anderen Pferden auf natürliche Weise aufnehmen kann. 

Weitere Pferde brauchen Hilfe

Die Aboriginal-Gemeinschaft, aus der Maluka stammt, ist eine ehemalige Rinderfarm. Als das Land vor über 25 Jahren den indigenen Eigentümern zugesprochen wurde, wurden alle Pferde freigelassen. Sie blieben in der Gegend und paarten sich mit den Wildpferden, den Brumbies. Maluka stammt von diesen Pferden ab. 

Malukas Herde, rund sieben Pferde, kehrt regelmässig in die Aboriginal-Gemeinschaft zurück, um dort zu grasen und zu trinken. Doch auch sie sind der Gefahr ausgesetzt, von den Hunden angegriffen zu werden. In enger Zusammenarbeit mit Mitgliedern der Gemeinschaft konnten wir ebenfalls eine Stute mit ihrem neugeborenen Fohlen in einen eingezäunten, abgeschlossenen Vorgarten bringen – ein kleiner Ort der Sicherheit inmitten vieler Unsicherheiten.

Um das Aboriginal Land betreten und die Pferde umsiedeln zu dürfen, braucht es die Zustimmung der gesamten Gemeinschaft – ein oft langwieriger und sensibler Prozess, geprägt von wechselnden Meinungen und Emotionen. Nach mehreren Gesprächen und Verhandlungen haben wir nun die Zusicherung erhalten, dass wir zumindest das neugeborene Fohlen und seine Mutter in den kommenden Tagen nach Bonrook bringen dürfen. Wir geben nicht auf, bis auch der Rest der Herde in Sicherheit ist – auf Bonrook, wo sie frei und unbeschwert leben können.

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Abschied von Fresco


Hier auf den Weideflächen von Bonrook haben wir einen Freund verloren, ein altes Pferd namens Fresco. Fresco kam 2011 zusammen mit drei weiteren Pferden zu uns. Die Besitzerin der Pferde, eine Frau aus Pine Creek, hatte sich von ihrem Ehemann getrennt. Dieser hatte gedroht, sie, die Kinder, die Hunde und die Pferde zu erschiessen. Er wurde umgehend von der örtlichen Polizei festgenommen, und sie floh mit den Kindern und den Hunden in einen anderen Staat.

Sie kontaktierte mich verzweifelt und bat mich, die Pferde aufzunehmen, da sie sich in einem alten Gehege im Städtchen befanden. Ich holte sie daraufhin mit dem Stationstruck ab. 

Fresco wurde nie geritten, liess sich aber am Halfter gut führen. Leider wurde bei dem über 25-jährigen Wallach Ende 2023 vom Tierarzt Krebs diagnostiziert. Anfang 2024 konnten wir den Tumor entfernen, doch der Tierarzt erkannte, dass der Krebs bereits sehr weit fortgeschritten war, und Fresco aufgrund seines Alters keine weiteren grösseren Operationen überleben würde.

Er lebte noch 14 Monate zusammen mit den anderen Stationspferden hier auf Bonrook, bis der Krebs ein Stadium erreichte, das ihm starke Schmerzen bereitete und seine Gehfähigkeit einschränkte. Ich rief den Tierarzt erneut, damit er ihn hier nochmals untersuchen und seine fachliche Einschätzung geben konnte. Nach der Untersuchung stand die traurige Entscheidung fest: Fresco musste eingeschläfert werden.

Fresco war eine freundliche Seele, die 14 gute Jahre hier ungestört und in Frieden auf Bonrook verbringen durfte. Ein ruhiges Pferd, das uns sehr ans Herz gewachsen war – es war traurig, ihn gehen zu lassen.

FFW-Wildpferdereservat in Australien

Im Jahr 1987 und 1988 brachte die Fondation Franz Weber (FFW) das Massaker an den Brumbies, den Wildpferden in Australien, öffentlich zur Kenntnis, startete eine Kampagne und sensibilisierte die Öffentlichkeit für das Problem.

Im November 1989 erwarb die FFW aufgrund des grossen internationalen Aufschreis die Bonrook Station, eine ehemalige Rinderfarm im Northern Territory (NT) Australiens. 2,5 Autostunden südlich von Darwin wurde das Wildpferdereservat «Franz Weber Territory» geboren: Ein umzäuntes, geschütztes, naturnahes Weideland von 495 km² (18 x 28 km, fast so gross wie die Baleareninsel Ibiza) mit subtropischem Busch, das Brumbies und einheimischen Tieren einen sicheren Zufluchtsort bietet. Derzeit leben etwa 800 Brumbies, 120 wilde Rinder, 100 Wasserbüffel und zahlreiche einheimische Tier- und Vogelarten in Harmonie und natürlichem Gleichgewicht auf Bonrook. 

Das Wildpferdereservat der Fondation Franz Weber ist bis heute das einzige Schutzgebiet in Australien, in dem eine bedeutende Population von Brumbies sicher koexistieren kann, frei in ihren Familienverbänden herumstreift – ungestört und unberührt. 

Das Schutzgebiet wird seit 1996 von Bonrook Stationmanager Sam Forwood geleitet. 

 

 

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