Im Herzen der argentinischen Provinz Córdoba liegt ein besonderer Ort der Heilung und Hoffnung: der Gnadenhof Equidad, gegründet und geführt von der Fondation Franz Weber (FFW). Der Name «Equidad» bedeutet Gerechtigkeit – und genau darum geht es hier. Der Hof bietet misshandelten und ausgebeuteten Pferden sowie anderen Tieren ein sicheres Zuhause. Gleichzeitig setzt er ein wichtiges Zeichen für einen respektvollen Umgang mit benachteiligten Menschen.
In vielen Städten Argentiniens werden Pferde als Zugtiere zur Müllsammlung eingesetzt. Diese Tiere leiden unter extremen Bedingungen. Sie sind unterernährt, krank, verletzt und müssen bis zum völligen Zusammenbruch schwere Karren mit Müll durch den gefährlichen Stadtverkehr schleppen. Doch nicht nur die Tiere leiden – auch ihre Besitzer, die Müllsammler, leben in prekären Verhältnissen am Rande der Gesellschaft, ohne Perspektive und ohne gesellschaftliche Anerkennung.
Angesichts dieses Elends rief die Fondation Franz Weber im Jahr 2011 die Kampagne «Basta de TaS – Schluss mit der Müllabfuhr mit Pferden» ins Leben. Ziel war es, die tierquälerische Praxis zu beenden – aber ohne die betroffenen Menschen im Stich zu lassen. Die Lösung war ein integratives Konzept: 2012 wurde der Gnadenhof Equidad erstellt, auf dem die befreiten Pferde nicht nur medizinisch versorgt, sondern auch liebevoll gepflegt und dauerhaft geschützt werden.Â
Gleichzeitig werden im Rahmen der Kampagne «Basta de TaS» konkrete und nachhaltige Alternativen für die Müllsammler geschaffen. Sie erhalten motorisierte Sammelfahrzeuge und damit die Möglichkeit, ihre Arbeit unter menschenwürdigen Bedingungen weiterzuführen. Diese Umstellung stärkt ihr Selbstwertgefühl und eröffnet neue Perspektiven – für ihr eigenes Leben und das ihrer Familien.
Nach sieben Jahren Equidad auf einem Gelände, das nicht nur zu klein, sondern zunehmend auch unsicher und feindlich wurde, war die Situation untragbar geworden. Die Haltung von fast 300 Tieren auf lediglich zehn Hektar konnten wir nicht mehr verantworten. Deshalb wagten wir im Jahr 2020 ein grosses Unterfangen: den Umzug auf ein weitläufigeres Gelände mitten in einer wunderbaren Natur.Â
Nach fast zwei Jahren intensiver Arbeit war es endlich so weit: Unsere geretteten Tiere bezogen ihr neues Zuhause – 312 Hektar Grasland und Bergweiden durchquert von einem kraftvollen Fluss, mit viel Raum zum Herumtollen, Ruhen und einfach nur Tiersein.
Doch auch auf unserem neuen Gelände ist nicht alles einfach und frei von Herausforderungen. So kam es im September 2024 zu verheerenden Waldbränden, die uns um ein Haar verschlungen hätten. Drei Wochen lang herrschte Ausnahmezustand – ein wahrer Albtraum. Die Flammen rückten bis auf 200 Meter an die Weiden heran, auf denen unsere Tiere leben. Obwohl das Feuer extrem nahekam, blieben alle Tiere und Mitarbeiter verschont.Â
Auf Equidad leben über 120 Pferde, Ponys, Esel, Maultiere, Kühe, Stiere, Ziegen, Schweine, Lamas, Hunde, Hühner und Hähne. Sie alle teilen sich friedlich das weitläufige Gelände, gehegt und gepflegt vom Team der FFW.
Equidad ist heute auch ein Ort des Artenschutzes. Die Fondation Franz Weber führt hier seit 2023 auch Programme zum Schutz bedrohter einheimischer Arten durch – darunter die fast ausgestorbene Blume Mimosa cordobensis, der stark gefährdete Chaco-Adler, stachellose einheimische Bienen sowie die bedrohten Orco-Quebracho-Bäume (Horco quebracho), die in den Trockenwäldern der Region eine wichtige ökologische Rolle spielen.
Was als lokale Initiative begann, hat mittlerweile Strahlkraft über ganz Lateinamerika hinaus. Das Konzept von Equidad gilt heute als beispielgebend für die Verbindung von Tierschutz, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung.
In einer Zeit, in der die Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur weltweit weiter voranschreitet, zeigt das Projekt Equidad, dass es auch anders geht. Mit Mut, Mitgefühl und konsequenter Umsetzung haben wir ein Modell erschaffen für eine gerechtere Welt – für die Natur und alle Lebewesen.