13.08.2021
Fondation Franz Weber

Medienmitteilung: Namibia will 57 wilde afrikanische Elefanten einfangen und 42 davon exportieren

Namibia hat am 11. August eine Pressemitteilung herausgegeben, in der der Staat mitteilte, dass es 57 wilde afrikanische Elefanten einfangen und an interessierte, aber noch nicht genannte Käufer verkaufen wird. 42 Elefanten sollen exportiert werden. Laut einer kürzlich von der Fondation Franz Weber (FFW) durchgeführten Untersuchung wird der Fang und Export dieser Elefanten wahrscheinlich einige der namibischen Elefantenpopulationen gefährden. Das riskante Unterfangen wird auch kaum der lokalen Gemeinschaft zugutekommen und überdies gegen die internationalen Verpflichtungen Namibias verstossen. Die FFW hat sich an das CITES-Sekretariat, die Schweizer Behörden und das namibische Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT) gewandt, um sicherzustellen, dass diese Verkäufe verhindert werden.

Am 3. Dezember 2020 veröffentlichte das namibische MEFT eine Ausschreibung für den Verkauf von 170 wilden Elefanten aus vier kommerziellen Zuchtgebieten im Norden des Landes. Angeblich sind diese Verkäufe notwendig, um die Zahl der Elefanten zu reduzieren und damit den Konflikt zwischen Mensch und Elefant zu verringern.

Der Verkauf soll 5,9 Millionen namibische Dollar (etwa 365’000 CHF) einbringen. Die Elefanten sind noch nicht gefangen worden, dies soll aber laut der Erklärung des Ministeriums im August dieses Jahres geschehen.

Die Fondation Franz Weber, die sich seit mehr als 40 Jahren für den Schutz der afrikanischen Elefanten einsetzt, hat in den letzten Monaten eine detaillierte Untersuchung vor Ort in Namibia durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen deutlich auf, dass die Elefantenpopulation in der Kunene-Region, zu der zwei der vier für den Fang vorgesehenen Gebiete gehören, nach jahrelanger Dürre kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Es ist daher höchst unwahrscheinlich, dass der geplante Elefantenfang in dieser Region überhaupt praktikabel ist.

Anna Zangger, Direktorin für internationale Kampagnen bei der FFW, erklärt: «Es macht keinen Sinn, dass die einzige mögliche Lösung für die ˓Konflikte zwischen Mensch und Elefant˒ darin besteht, diese Tiere (ausgewachsene Elefanten und Kälber) aus Namibia zu exportieren. Ausserdem sind diese ˓Konflikte˒ nur in einem der vorgeschlagenen Fanggebiete zu beobachten – in den drei anderen Gebieten, die für den Fang in Frage kommen, sind sie nämlich minimal.»

Es ist auch absurd zu behaupten, dass die Erlöse aus diesen Verkäufen der lokalen Bevölkerung zugutekämen, die nach intensiven Recherchen der FFW nur selten von dieser Art des «Wildtier-Managements» profitiert. Es gibt keinen Beweis für die Notwendigkeit oder gar den Nutzen solcher Verkäufe, weder wirtschaftlich noch anderweitig.

Vor allem aber würden die geplanten Exporte gegen das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) verstossen, das Namibia die Ausfuhr afrikanischer Elefanten untersagt, es sei denn, sie werden für Erhaltungsprogramme innerhalb des Verbreitungsgebiets der Art verwendet (gemäss der Auflistung dieser Elefantenpopulationen, Anhang II der CITES). Dies ist jedoch nicht das erste Mal, dass Namibia seinen internationalen Verpflichtungen nicht nachkommt und Grenzen überschreitet: 2012 und 2013 hat das Land 24 lebende Elefanten nach Mexiko und Kuba exportiert.

Für Vera Weber, Präsidentin der FFW, ist diese Ankündigung Namibias schlichtweg inakzeptabel: «Elefanten aus ihrem natürlichen Lebensraum herauszureissen, ist grausam, bringt eine hohe Sterblichkeitsrate mit sich und stört zugleich die Populationen wild lebender Elefanten. Diese Praktiken bedeuten für die Tiere oft ein trauriges Leben in Gefangenschaft, welche im 21. Jahrhundert nicht mehr tolerierbar sind.»

Die FFW hat ihre Einwände gegenüber dem CITES-Sekretariat, den für die Umsetzung von CITES zuständigen Schweizer Behörden und Namibia direkt vorgebracht. Die FFW fordert insbesondere die Schweiz und das CITES-Sekretariat auf, diese Exporte mit Nachdruck zu verurteilen und zu unterbinden. Gleichzeitig bietet sie Namibia ihre Unterstützung an, um bessere und nachhaltigere Alternativen zu finden.

Share this