Nach Jahren in Gefangenschaft hat die Afrikanische Elefantin Pupy endlich die Freiheit gefunden. Dank der unermüdlichen Unterstützung und Koordination unter der Leitung der Fondation Franz Weber streift sie nun frei durch das Global Sanctuary for Elephants in Brasilien. Ihre Rettung markiert einen Meilenstein in unserer laufenden Mission, die Gefangenschaft von Elefanten in Südamerika zu beenden.
Pupy kam am 22. Mai 1993 gemeinsam mit ihrer Gefährtin Kuky aus dem südafrikanischen Kruger-Nationalpark in den damaligen Zoo von Buenos Aires. Die beiden Afrikanischen Elefantinnen standen sich sehr nahe. Kuky war die dominantere, Pupy die sanftmütige, gefügige Gefährtin. Später mussten sie sich ihr Gehege mit Mara teilen, einer asiatischen Elefantendame aus dem Zirkus Rodas. Da es sich um unterschiedliche Arten handelt, war das Zusammenleben schwierig. Die einzige Lösung, die der Zoo anbieten konnte, war, die Tiere abwechselnd ins Freie zu lassen. So konnten sowohl Mara als auch Kuky und Pupy jeweils nur wenige Stunden am Tag draussen verbringen. Den Rest der Zeit verbrachten sie hinter Beton und Gittern, umgeben vom Lärm der Grossstadt, eingesperrt in Käfigen.
Mit dem Umzug von Mara vom Ecoparque Buenos Aires ins brasilianische Schutzgebiet (Global Sanctuary for Elephants) verbesserte sich die Situation für Kuky und Pupy leicht: Sie konnten fortan selbst wählen, ob sie sich im Innen- oder Aussenbereich aufhalten wollten. Doch der Weg in ein artgerechtes Leben war noch lange nicht geebnet.
Intensive Vorbereitungen
Die Fondation Franz Weber war über mehrere Jahre hinweg entscheidend daran beteiligt, Pupys Übersiedlung ins Global Sanctuary for Elephants möglich zu machen. Die Umsiedlung von Pupy war das Ergebnis jahrelanger Verhandlungen, akribischer technischer Planung und administrativer Abstimmung: CITES-Genehmigungen mussten eingeholt, behördliche Auflagen erfüllt und jede Phase der Operation minutiös koordiniert werden. Ein zentraler Bestandteil war auch die Beschaffung einer hochspezialisierten Transportkiste, die dringend für eine weitere, gerichtlich angeordnete Elefantenumsiedlung benötigt wurde.Â
Schmerzvoller Schock vor dem Neubeginn
Als nach fast zwei Jahren endlich alle bürokratischen Hürden überwunden waren und nur noch wenige Monate bis zur geplanten Umsiedlung fehlten, geschah das Unfassbare: In den frühen Morgenstunden des 22. Oktober 2024 brach Kuky in ihrem Gehege des Ecoparque Buenos Aires zusammen und starb. Der Schock war gross – nicht nur für das Team, sondern vor allem für Pupy, die ihre einzige Freundin und emotionale Bezugsperson verlor. Nun lag es am Betreuungsteam des Ecoparque, Pupy intensiv zu beobachten und ihr durch diese schwierige Zeit zu helfen. Und es lag an uns allen, ihr einen Neuanfang zu ermöglichen.
Von der Gefangenschaft ins Schutzgebiet
Tom Sciolla, Direktor Gnadenhof Equidad und ehemaliger Leiter Biodiversitätsschutz und Wildtiermanagement Ecoparque Buenos Aires, und die Tierärztin Johanna Rincon begleiteten Pupy während der gesamten Reise und sorgten dafür, dass sie jederzeit überwacht und betreut wurde. Das Team der Fondation Franz Weber übernahm die logistische Koordination zwischen allen beteiligten Parteien – darunter Regierungsbehörden, Tierpfleger, Tierärzte, die Logistikfirma sowie das Team des Zielorts Global Sanctuary for Elephants. Ihre Aufgabe war es, jeden einzelnen Schritt der Reise – vom Abtransport bis zur Ankunft – mit Klarheit, Professionalität und Mitgefühl durchzuführen.
Am 14. April 2025 war es endlich soweit: Pupy verliess den Ecoparque Buenos Aires – begleitet von Johanna Rincon, Tom Sciolla und dem Team des Global Sanctuary for Elephants. Es war eine sehr lange Reise – sie dauerte fünf Tage – verlief aber bemerkenswert reibungslos. Dank der intensiven Vorbereitung und der ständigen Abstimmung reiste Pupy in stabilem Zustand und ohne Komplikationen. Am 18. April kam Pupy offiziell im Elefantenschutzgebiet in Brasilien an! Hier hat sie endlich den Raum, die Fürsorge und die Selbstbestimmung, die sie für ein natürlicheres und würdevolleres Leben braucht.
Was ist das Global Sanctuary for Elephants?
Das Global Sanctuary for Elephants in Brasilien ist ein spezialisiertes Schutzgebiet im Bundesstaat Mato Grosso, das sich auf die Aufnahme und lebenslange Betreuung geretteter Elefanten aus Gefangenschaft konzentriert. Auf einer Fläche von über 1’100 Hektar bietet es den Tieren eine sichere, naturnahe Umgebung, in der sie sich frei bewegen, soziale Kontakte pflegen und ihr natürliches Verhalten wiederentfalten können. Ziel des Schutzgebiets ist es, Elefanten ein Leben in Würde, Autonomie und Frieden zu ermöglichen.
Neues Leben in Freiheit
Im Global Sanctuary for Elephants beginnt für Pupy nun ein neues Kapitel. Seit ihrer Ankunft beginnt sie richtig aufzublühen. Bereits nach wenigen Tagen zeigte sie natürliche Verhaltensweisen, die lange unterdrückt waren. Die gutmütige Elefantendame legt weite Strecken zurück, zieht Rinde von Bäumen und fällt diese sogar – ein typisches und prägendes Verhalten Afrikanischer Elefanten, die in der Wildnis als sogenannte Ökosystem-Ingenieure wirken.
Die Veränderungen in ihrem Verhalten sind mehr als symbolisch. Sie zeigen, dass ein Elefant – selbst nach Jahren in Gefangenschaft! – seine Instinkte schnell wiedererlangen kann, sofern er in die richtige Umgebung gelangt. Schutzgebiete schützen nicht nur Tiere – sie ermöglichen es ihnen, ihre Identität wiederzufinden.
Diese Erkenntnis bestärkt die Fondation Franz Weber in ihrem Engagement. Die Stiftung setzt sich weltweit dafür ein, zu zeigen, dass Elefanten nicht in Gefangenschaft gehören. Die Wissenschaft hat längst bestätigt, was Tierschützer schon lange wissen: Elefanten leiden in Gefangenschaft. Ihre natürlichen Bedürfnisse nach Bewegung, Sozialkontakten, Sinnesreizen und Selbstbestimmung können dort niemals erfüllt werden. Schutzgebiete hingegen geben ihnen die Möglichkeit, ihr vollständiges Verhaltensspektrum auszuleben, zu heilen, zu wählen – und in Würde zu leben.
Zeichen der Hoffnung – und ein Weg, der weitergeht
Pupys Geschichte ist ein Symbol dafür, was möglich ist, wenn Menschen mit Entschlossenheit, Fachwissen und Mitgefühl zusammenarbeiten. Doch sie ist nicht das Ende – sondern ein Etappensieg auf einem noch langen Weg. Weitere Elefanten leben noch immer in Gefangenschaft in Südamerika. Die Fondation Franz Weber setzt sich weiterhin unermüdlich für deren Umsiedlung ein. Kenya und Tamy sind die letzten beiden Elefanten in Argentinien – und die FFW steht kurz davor, auch ihnen den Weg ins Schutzgebiet zu ermöglichen.
Über 120 Jahre lang wurden in Buenos Aires Elefanten in Gefangenschaft gehalten. Mit Pupys Rettung endet diese Ära. Dank der unermüdlichen Unterstützung und Koordination unter der Leitung der Fondation Franz Weber und einer beispielhaften internationalen Zusammenarbeit wurde möglich, was lange als unerreichbar galt.
Während wir Pupys Freiheit feiern, erinnern wir uns an ihre verstorbene Gefährtin Kuky – und verstärken unseren Einsatz. Denn für Elefanten ist Freiheit kein Geschenk. Sie ist ein Recht.
Foto: GSE