21.11.2022
Ambre Sanchez

Die FFW unterstützt die Rettung bedrohter Primaten

Roxane und Franck Chantereau, die ihr Leben dem Schutz der Schimpansen in der Demokratischen Republik Kongo widmen, riefen die Fondation Franz Weber um Hilfe. Diese reagierte sofort und mobilisierte unverzüglich die erforderlichen Mittel und Kräfte, um 25 Primaten, von denen einige sehr selten und gefährdet sind, zu retten und per aufwendigem Transport auf das Primatenzentrum der Chantereaus zu bringen.

Die Menschen haben wahrlich ein kurzes Gedächtnis. Denn trotz Zoonosen wie Covid-19 geht weltweit die Buschfleisch-Wilderei unvermindert weiter! Um den asiatischen Markt zu befriedigen, auf dem Affenfleisch hoch im Kurs steht, durchforsten Wilderer die afrikanischen Wälder und dezimieren die Populationen grosser und kleiner Affen. Die kleinsten Tiere, die zu mager für den Verzehr sind, enden als Haustiere. Doch einige Menschen unternehmen etwas gegen diese Tragödie, so wie Roxane und Franck Chantereau, die Gründer des Rehabilitationszentrums für Primaten J.A.C.K. (was als französische Abkürzung für «In Katanga beschlagnahmte Jungtiere» bedeutet) in der Demokratischen Republik Kongo (DRK).

«Wenn wir sie nicht aufnehmen, werden sie sterben»
Durch die zunehmende Wilderei geriet ihr ursprünglich für die Rettung und Regeneration von Schimpansen bestimmtes Zentrum nach und nach unter Druck. Nachdem sie im vergangenen Jahr (2021) zwanzig Tiere erfolgreich gerettet hatten, standen Franck und Roxane im Juni dieses Jahres vor einem ähnlichen Problem: In der im Herzen des Landes gelegenen Stadt Lodja hatten die Behörden 23 Affen, darunter viele Babys, von Wilderern konfisziert. Die meisten von ihnen hatten durch die Wilderei ihre Mutter verloren und sollten auf das 2000 Kilometer entfernte Primatenzentrum J.A.C.K. umgesiedelt werden.

Die Zeit drängte, denn die schwachen und ausgezehrten Äffchen mussten dringend versorgt werden. Franck Chantereaus Botschaft war unmissverständlich: «Wenn wir sie nicht aufnehmen, werden sie sterben», erklärte er in seinem an Vera Weber gerichteten Hilferuf. Die Antwort der Fondation Franz Weber (FFW) liess nicht lange auf sich warten: Die Stiftung würde sich an der Operation beteiligen!

Wettlauf gegen die Zeit
Damit begann ein wahrer Wettlauf gegen die Zeit. Denn trotz der liebevollen Fürsorge der Partner-NGO, die die kleinen Primaten bis zu ihrer Überführung aufgenommen hatte, benötigten die allzu früh von ihren Müttern getrennten Äffchen dringend tierärztliche Hilfe, welche ihnen nur der Veterinär des Primatenzentrums J.A.C.K. geben konnte. Doch das war noch nicht alles: Es bedurfte einer aufwendigen Logistik, um die heikle Umsiedlung der Schützlinge von Franck, Roxane und Héritier, dem Leiter der Rettungsmission, sicher zu bewältigen.

Fast 2000 Kilometer – auf dem Landund Luftweg – trennten die Affen von ihrem künftigen Zufluchtsort! Zudem waren umfangreiche Arbeiten nötig, um die neuen Bewohner angemessen unterbringen zu können. Um den Umzug zu erleichtern, wurde beschlossen, zwei Transporte mit jeweils etwa zehn Affen durchzuführen.

Eine 2000 Kilometer lange Reise
Dank der Effizienz und Mobilisierung des gesamten Teams und der Partner von Franck und Roxane, zu denen nun auch die FFW gehört, konnte die Reise der zehn ersten Affen am 23. Juni 2022 schliesslich beginnen. Fünfzehn weitere würden bald folgen. Zwar sollten es ursprünglich nur 23 Affen sein, doch zu Beginn der Operation wurden zwei weitere Babys beschlagnahmt, sodass nun insgesamt 25 Primaten auf dem Rehabilitationszentrum erwartet wurden. Sie hatten einen langen Weg vor sich. Zunächst mussten ihre Begleiter sie auf dem Landweg nach Mbuji-Mayi bringen, wo sie ein einstündiger Flug nach Lubumbashi erwartete. Das Team, das mit den langen Wegen in der DRK vertraut ist und den erbärmlichen Zustand der Strassen kennt, hatte vorgesorgt: Um etwaige Hindernisse auf der zweitägigen Fahrt zur Startbahn des Flugzeugs zu vermeiden, kamen statt eines Autos Motorräder zum Einsatz – diese kommen fast überall durch und sind schneller. So mieteten sie vier Motorräder: drei für den Transport der Käfige und eins als Reserve. Die Begleiter hatten die Situation richtig eingeschätzt: Wegen umgestürzter Bäume waren die Strassen für Autos unpassierbar. Die Motorradfahrer mussten daher regelmässig um Baumstämme herumoder unter ihnen hindurchfahren. Aufgrund dieser Unannehmlichkeiten und dem – zum Glück nur leichten – Unfall liessen sie fast 24 Stunden lang nichts mehr von sich hören. Doch schliesslich hatten sowohl die Menschen als auch die Affen das Abenteuer unbeschadet überstanden und den Gnadenhof endlich erreicht. Dort erwartete die einen eine umfassende tierärztliche Untersuchung und die anderen ein von Roxane zubereiteter warmer Tee mit Honig! Seitdem staunt das Schimpansenexperten-Team jeden Tag aufs Neue über die Vielfalt der Neuankömmlinge und lernt sie gut kennen. Unter den ersten Umsiedlern waren zwei Schopfmangaben, eine Lomami-Meerkatze, eine Wolf-Meerkatze, eine Sumpfmeerkatze, eine Brazzameerkatze und vier Rotschwanzmeerkatzen.

Dank der Gönner ging es schneller
Trotz dieses Erfolgs dachte das Team nicht daran, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Nachdem dieser erste Einsatz gelungen war, warteten in Lodja noch fünfzehn weitere Affen ungeduldig darauf, ihr neues Leben antreten zu dürfen. Diese zweite Expedition stellte die Partner vor ein Dilemma, denn der Gesundheitszustand der Affen, die noch umgesiedelt werden sollten, liess es undenkbar erscheinen, die gleiche Tour noch einmal zu machen. Zu lang, zu gefährlich, zu kompliziert. Dank der Grosszügigkeit der Spender konnte jedoch ein Privatflugzeug gechartert werden, das einen schnellen und bequemen Transport ermöglichte! Nach einer Teilstrecke von Lodja nach Mbuji-Mayi konnte das Flugzeug noch am selben Tag in Lubumbashi landen, sodass die Schützlinge ihr neues Zuhause in Rekordzeit erreichten. Ohne die mustergültige Koordination von Héritier wäre diese logistische Meisterleistung unmöglich gewesen. Héritier, der bei jedem Transport dabei war – auf dem Motorrad ebenso wie im Flugzeug an der Seite des Piloten –, war eine unentbehrliche Hilfe, sowohl bei den Verhandlungen mit den Behörden als auch um bei einem Affen, der einen Hitzschlag erlitten hatte, Erste Hilfe zu leisten.

Ein tolles Team
Das Gelingen dieser Operation ist auch der unermüdlichen Zusammenarbeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verdanken. Von den Spendern über die Partner bis hin zu den Begleitern ist dieser Erfolg der Verdienst von Menschen, die sich leidenschaftlich für eine edle Sache engagieren.

Das Team kann stolz sein, denn beinahe alle Schützlinge sind inzwischen in Sicherheit! Franck und Roxane leisteten dazu noch einen persönlichen Beitrag: Sie haben drei der schwächsten Affen, eine Lomami-Meerkatze, eine Rotschwanzmeerkatze und eine Brazzameerkatze in ihr Haus aufgenommen, wo sie rund um die Uhr gepflegt werden. Lediglich drei Affen, darunter die beiden erst vor Kurzem beschlagnahmten Tiere, müssen noch in das Primatenzentrum umgesiedelt werden. Doch bald werden auch sie den rettenden Hafen erreichen. Wie Roxane in ihrem letzten Gespräch mit Vera Weber betonte, ist die zunehmende Wilderei das eigentliche Problem …Diese 25 Primaten sind nun zwar in Sicherheit, doch wie viele andere sind noch auf Hilfe angewiesen?

Eine langfristige Aufgabe
Zum Glück begegnen grossmütige Menschen dem Wahnsinn dieser Welt mit Achtsamkeit. Dabei können sie auf die Unterstützung der FFW zählen. Roxane hat es Vera Weber gegenüber auf den Punkt gebracht: «Dank Ihrer Unterstützung konnten wir nicht nur vor Wilderern gerettete Tiere umsiedeln, sondern auch Primaten zusammenbringen, die sonst nie zusammengekommen wären.»

So hat das ausgewachsene Rotschwanzmeerkatzenweibchen, das in Mbuji-Mayi aus jahrelanger Gefangenschaft befreit worden war, auf dem Primatenzentrum J.A.C.K. eine neue Berufung gefunden: Als es die jungen Waisen des Zentrums kennenlernte, verhielt es sich ihnen gegenüber sofort wie eine Adoptivmutter! Seitdem hat das kleinste Äffchen der Gruppe eine Ersatzmama, und die gesamte Gruppe hat von nun an eine Matriarchin, die über sie wacht. So besteht noch Hoffnung auf eine bessere Welt…

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