Die Biodiversität ist die Grundlage des Lebens, und der Fortbestand unserer Zivilisation hängt massgeblich von ihr ab. Unsere Wälder spielen eine zentrale Rolle beim Schutz und Erhalt dieser biologischen Vielfalt.
Etwa 40 Prozent der Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen sind in der einen oder anderen Form auf den Lebensraum Wald angewiesen. Auch wir Menschen sind von den Leistungen intakter Wälder restlos abhängig. Daher ist es heute wichtiger denn je, den Wald und seine Biodiversität zu bewahren.
Gefährdung unserer Lebensgrundlage
Die Schweiz steht bezüglich des Biodiversitätsschutzes im internationalen Vergleich besonders schlecht da. Rund die Hälfte unserer natürlichen Lebensräume sind bedroht und etwa ein Drittel unserer Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet oder kürzlich ausgestorben. Der zunehmende Verlust der Biodiversität gefährdet unsere Lebensgrundlage.
Biodiversität schützen
Die Biodiversität besteht aus drei eng miteinander verknüpften und sich gegenseitig beeinflussenden Komponenten: der Artenvielfalt, der genetischen Vielfalt innerhalb der Arten und der Vielfalt der Lebensräume. Diese Vielfalt bildet die Lebensgrundlage auf der Erde und ist der Schlüssel zur Anpassungsfähigkeit der Systeme an sich ändernde Umweltbedingungen. Biodiversität zu schützen bedeutet, die Diversität, das Netzwerk, die Strukturen und die Funktionen der Lebensräume zu bewahren und deren Zerstörung aufzuhalten.
Künstliche Eingriffe helfen nicht
Es ist nicht der Mensch, der die Biodiversität erzeugt, es ist die Natur. Biodiversitätsschutz bedeutet daher Prozessschutz, also Nichteingreifen und Aufrechterhaltung natürlicher Prozesse und Zulassen langsamerer Veränderungen. Die Zerstörung der Lebensräume kann nicht durch künstliche Eingriffe kompensiert werden.
Und Biodiversitätsschutz ist auch nicht gleich Artenschutz: Einzelne Arten zu fördern oder zu schützen, dient nicht der gesamten Biodiversität. Eine einzelne Art zu retten ist nicht die Lösung, wenn gleichzeitig Hunderte andere zum Verschwinden gebracht werden – weil alles miteinander verbunden und in Beziehung steht.
Wälder unter Druck
Nie zuvor war es dringender, die Biodiversität in den Wäldern zu schützen. Die Biodiversität im Wald ist durch eine Vielzahl von Faktoren gefährdet, darunter die Rodung und Zerschneidung von Wäldern für Landwirtschaft, Strassen, industrielle Zwecke oder Energieproduktion, intensive Forstwirtschaft, die Ausrottung von Schlüsselarten wie Wölfe und Biber, invasive Arten, Krankheiten und der Klimawandel.
Weniger ist mehr
Um die Biodiversität in den Wäldern zu erhalten, müssen wir weniger eingreifen, und wenn eingreifen, dann behutsam. So ist es wichtig, nur die nötigen Bäume zu entnehmen und so viele wie möglich alt werden zu lassen, den Boden zu schonen und Totholz liegen zu lassen.
Die Artenvielfalt nimmt in den Wäldern zu, wenn Bäume die natürlichen Lebensstadien durchlaufen können, sodass holzbewohnende Insekten, holzabbauende Pilze oder in Baumhöhlen nistende Vögel Lebensraum finden. Beschattete Wälder sollten nicht aufgelichtet werden, dies verhindert die Ausbreitung von invasiven Arten und schützt die einheimische Vielfalt.
Alte Bäume schützen statt fällen
Die genetische Vielfalt wird durch natürlich wachsende Bäume gefördert, denn diese haben eine höhere genetische Variabilität als gezüchtete und gepflanzte Exemplare. Dies erlaubt es den Arten, sich an verändernde Umweltbedingungen, wie den Klimawandel oder die Ausbreitung von Krankheiten, anzupassen.
Die Vielfalt der Wälder wird nicht durch Eingriffe in bestehende Lebensräume geschaffen, sondern durch das Bewahren unterschiedlicher Strukturen, wie natürliche Waldränder, Feuchtgebiete oder schattige Wälder. So müssen Buchenwälder nicht gelichtet oder alte Bäume gefällt, sondern geschützt werden. Nur so können die Wälder, die seit Millionen von Jahren an ihre Standorte angepasst sind und sich weiter an die Umweltveränderungen anpassen, ihre wichtigen Ökosystemleistungen aufrechterhalten. Von intakten Wäldern hängen die Regulierung von Klima und Wasserkreisläufe, die Absorption von Luftschadstoffen und die Sauerstoffproduktion, die Bodenbildung, die Bodenstabilisierung und noch vieles mehr ab.
Gesetze für unsere Lebensvielfalt
Die Waldbiodiversität bildet die Grundlage damit der Wald seine vielfältigen Leistungen nachhaltig erbringen kann. Eine aktive, vorausschauende Erhaltung der Lebensvielfalt fördert einen vielfältigen, widerstands- und zukunftsfähigen Wald.
Um in der Schweiz Lebensräume und Biodiversität zu bewahren, braucht es verstärkten Naturschutz und eine Änderung unserer Politik. Für die Zukunft unserer Wälder braucht es Gesetze, die die Biodiversität schützen. Ein Ja zur Biodiversitätsinitiative am 22. September 2024 ist ein wichtigter Schritt in diese Richtung.