29.09.2025
Patrick Schmed

Jetzt ist es amtlich – Naturwaldreservat Giessbach

Gemeinsam mit den Gemeinden Brienz und Iseltwald hat die Stiftung Giessbach dem Schweizervolk beim Kanton Bern den Schutz von knapp 50 Hektaren Wald am oberen Brienzersee beantragt. Für die Beteiligten ist das erhaltene Label eine Bestätigung der bisherigen Arbeit und der einmaligen Naturwerte, die hier wachsen können.

Jetzt ist es amtlich. Knapp 50 Hektaren rund um den Giessbach tragen offiziell die Bezeichnung «Naturwaldreservat». Die Stiftung Giessbach dem Schweizervolk hat die Änderung der Waldkategorie mit dem Revierförster besprochen, und dieser hat einen Vorschlag an das Amt für Wald und Naturgefahren AWN gerichtet. Dort stiess das Ansinnen auf Zustimmung und wurde mit dem Anstoss beantwortet, die angrenzenden Gemeinden Brienz und Iseltwald mit ins Boot zu holen.

Knapp 50 Hektaren

Die Gespräche mit den Nachbargemeinden verliefen äusserst positiv und so umfasst das offiziell etablierte «Naturwaldreservat Giessbach» heute etwas mehr als 49 Hektaren. Die geschützte Waldfläche trägt den Namen Giessbach, auch wenn grosse Teile des Reservats ausserhalb des Perimeters liegen, das 1983 durch die Stiftung Giessbach dem Schweizervolk erworben wurde.

Bereits auf Kurs

Durch das Label wird sich im Naturpark Giessbach nicht viel verändern. Denn hier werden die Naturwerte schon seit jeher gepflegt und dem natürlichen Wachstum viel Raum gegeben. Das zeigen unter anderem die uralten Bäumriesen im Bestand. Ranger Thomas Herren und Vera Weber nehmen an, dass sie stehen blieben, weil der Giessbach als Luftkurort mit Park bekannt war und schon früh elektrischer Strom für den Hotelbetrieb zur Verfügung stand. Damit wurden zahlreiche Bäume von Fällung verschont.

Sorgfältige Bewirtschaftung

Neu werden im gesamten Naturwaldreservat die Bäume erhalten, nicht nur im Giessbach-Wald. Eingriffe sind nur erlaubt, wenn unmittelbar für Wege und Bauten echte Sicherheitsrisiken bestehen. «Die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher hat auf jeden Fall Priorität», betont Vera Weber. Im Vertrag mit dem Kanton ist geregelt, wie die Wanderwege zu sichern sind. Muss ein Ast geschnitten werden, wird er im angrenzenden Wald deponiert, so als wäre er von selbst gefallen. Denn: Hier «sollen natürliche Entwicklungen möglichst ungestört ablaufen können», so die kantonale Zielvorgabe.

Lebendiger Wald

Auch Totholz bleibt im Bestand liegen, denn es bildet Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, darunter auch seltene Pilze und Flechten. Indem möglichst grosse zusammenhängende Waldflächen unter Schutz gestellt werden, entstehen Vernetzungskorridore, in denen sich die Arten aufhalten, ausbreiten und durchmischen können. Und das ganz im Sinne der Biodiversität.

Es geht um die Zukunft

Inzwischen wissen wir mehr über die Zusammenhänge der Biodiversität, die unter anderem für die Nahrungsmittelproduktion, für die Medizin, die Erholung und die Klimaregulation wichtig ist. Also mehr oder weniger für das Überleben der Menschheit. Bäume haben dabei eine besonders wichtige Aufgabe, denn sie wandeln CO2 in Sauerstoff um. Auch wenn diese Bedeutung unbestritten ist, werden immer mehr Bäume gefällt. Und dies meist wegen falscher Prioritäten.

Einsatz für die Bäume

Gegen diese Entwicklung wehrt sich die Fondation Franz Weber. Sie macht Einsprachen, vermittelt, informiert, unterstützt Menschen, die sich für den Erhalt von Bäumen einsetzen und kämpft an allen Fronten und für jeden einzelnen Baum. Die FFW ist zum Anwalt der Bäume geworden, betont Vera Weber. Im Giessbach zeigt sich die ganze Schönheit der naturbelassenen Wälder, und das kann als Anreiz dienen, um auch andere Bäume und Wälder zu schützen.

Naturwerte vermitteln

Hier im Giessbach ist es möglich, Vergehen gegen die Natur zu verhindern oder den richtigen Umgang besser durchzusetzen. Dafür stellt der Kanton Bern an sechs Orten Informationstafeln auf und kann später weitere Massnahmen realisieren, falls dies nötig sein wird. Der Stiftung Giessbach dem Schweizervolk sowie den Gemeinden Brienz und Iseltwald geht es aber vor allem darum, die Bedeutung der Naturwerte zu vermitteln. Und dafür ist die kleine Welt im Giessbach ein gutes Beispiel.

Vorzeigebeispiel

Der Giessbachwald bildet einen wunderschönen Rahmen um die Wasserfälle und um das Belle Epoque-Hotel. Er begleitet die historische Bahn auf dem Weg nach oben, bildet den perfekten Hintergrund für das Chalet und das altehrwürdige Kurhaus und spendet dem Gemüsegarten Schatten. Das Ganze ist ein wunderbares Beispiel für ein harmonisches Ensemble, für das Miteinander in der Natur. Doch gemäss Ranger Thomas Herren auch ein Beispiel für das gesellschaftliche Zusammenleben.

Gemeinsamer Weg

Dass die Stiftung Giessbach dem Schweizervolk gemeinsam mit den zwei Nachbargemeinden Brienz und Iseltwald in so kurzer Zeit ein beispielhaftes Naturwaldreservat realisieren konnte, zeigt, wie Grosses durch Zusammenarbeit entstehen kann. Dieses inspirierende Beispiel macht Mut und zeigt, dass auch an anderen Orten auf der Welt Kooperation zu bemerkenswerten und für Natur und Gemeinschaft gleichermassen wertvollen Ergebnissen führen kann.

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