21.06.2021
Elias Meier

Kein Antennen-Wildwuchs auf der ersten Jurakette!

Der Grenchenberg mit seiner Wandfluh gehört gemeinsam mit dem Weissenstein- und Balmfluh-Massiv zu den imposanten landschaftlichen Silhouetten der Schweiz. Mit seinen mächtigen weissen Flanken markiert die erste Jurakette den topographischen Abschluss des Mittellands und den Übergang in das Juramassiv.

Seit 1942 ist das ganze Gebiet durch die Solothurnische Juraschutzzone geschützt. Durch diese einzigartige Schutzmassnahme blieb der Berg bisher frei von Ferienhäusern, breiten Strassen und anderen grossen Infrastrukturen verschont.

Die einzige «fremde» und weit herum sichtbare Anlage ist ein Sendeturm der BKW aus einem Stahlgerüst, der auf dem höchsten Punkt aus dem Wald ragt. Dieser wurde vor einigen Jahrzehnten an diesem Standort errichtet. Der Grund dafür ist simpel: Er kann mit Richtfunk die zentralen Stellen unseres Schweizer Stromnetzes nördlich und südlich des Juras verbinden. Vom Grenchenberg sieht man sowohl nach Bern wie auch nach Basel. Im Notfall würden zum Beispiel die AKW-Leitstellen über den Turm per Richtfunk miteinander kommunizieren. Ein anderer Standort für eine solche Anlage ist nicht möglich. Daher brauchte es einen Kompromiss zwischen Landschaftsschutz und dem Bedürfnis nach Strom sowie den dafür zwingend notwendigen Anlagen.

Nun soll dieser bestehende Turm als Erklärung dafür herhalten, dass eine weitere Antennenanlage auf dem Grenchenberg errichtet werden soll: Ein DAB-Radio-Sendeturm. Rund 100 Meter weiter westlich auf der exponierten Krete, inmitten der Juraschutzzone, soll eine weitere Anlage entstehen, die ebenfalls die Bäume überragt und somit von weit herum sichtbar wäre. Die Projektanten behaupten, die Landschaft sei durch den bestehenden Richtfunk-Turm der BKW vorbelastet, deshalb sei eine weitere Anlage bedenkenlos möglich. Dies trotz der Juraschutzzone und dem benachbarten national geschützten Landschaftsschutzgebiet mit Nummer 1010 «Weissenstein».

Beim genaueren Hinblicken offenbaren sich massive Mängel im Baugesuch: So soll die Antenne ein angebliches «Funkloch» in der Standortgemeinde Grenchen decken, dabei ist die Antenne von der am Berg gelegenen Uhrenstadt Grenchen aus gar nicht sichtbar. Ausserdem strahlt die Antenne ganz in eine andere Richtung. Dem Projektanten geht es wahrscheinlich darum, den Solothurnischen Bucheggberg mit der neuen DAB-Radiotechnologie zu versorgen und sich damit den Antennen-Ausbau im topographisch schwierigen Bucheggberg zu sparen. Der Projektant erspart Geld, dafür würden Flora und Fauna auf dem Berg mit enormer Strahlung belastet. Direkt unterhalb der Antenne in Hauptstrahlrichtung liegt eine Trockenweide von nationalem Interesse, mit seltenen Insekten und einzigartiger Pflanzenvielfalt. Das Projekt auf dem Grenchenberg wäre ein Dammbruch und würde den Weg frei machen, um auf unseren Juraketten neuerdings weitherum sichtbare Radio- und Mobilfunkanlagen zu errichten. Es braucht Umweltschutzverbände wie Helvetia Nostra, um diesem Wildwuchs in geschützten Natur- und Landschaftsschutzgebieten Einhalt zu gebieten.

 

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