25.09.2017
Vera Weber

Haustiere aus dem Korallenriff?

Meereszierfische sind hierzulande die häufigsten Mitbewohner. Dahinter verbirgt sich grosses Tierleid. Unterwegs zu uns sterben sie nämlich zu Millionen. Ausserdem lässt sich nur eine Handvoll züchten. Bei der grossen Mehrheit handelt es sich um Wildfänge aus den Riffen. Dies scheint die Macher des geplanten «Ozeanium» nicht zu interessieren. 2024 soll der gigantische Bau mitten in Basel stehen. Voll von wild gefangen Korallenfischen, die geschützt sein müssten. Ein grosser Beitrag zur weiteren Zerstörung der Korallenriffe. Deshalb wird die Fondation Franz Weber dieses abstruse Projekt mit allen legalen Mitteln bekämpfen.

Ein ausführlicher Artikel im «Mannheimer Morgen» beschreibt den verheerenden Schaden, den die Aquarienindustrie durch den Fang von wilden Korallenfischen anrichtet. «Fang und Transport sind sehr stressig für die Tiere», wird Meeresbiologin Monica Biondo zitiert, die derzeit an einer Doktorarbeit zum Handel mit marinen Zierfischen arbeitet und sich bei der Fondation Franz Weber (FFW) für das Wohl der kleinen Ozeanbewohner einsetzt. Monica Biondo sagt: «Die Welternährungsorganisation FAO und das Umweltprogramm UNEP der Vereinten Nationen schätzen, dass je nach Art bis zu 80 Prozent der marinen Zierfische auf dem Weg vom Fang über den Transport bis ins Aquarium umkommen.»

99 Prozent aller marinen Zierfische sind – im Gegensatz zu Süsswasserfischen in Aquarien – Wildfänge. Nur gerade 25 der etwa 3700 existierenden marinen Zierfische pflanzen sich in Gefangenschaft fort. Dies lässt die Aquarienindustrie unberührt. Diese sei ein Multi-Milliardengeschäft, sagt Biondo. Gross-Aquarien mischen kräftig mit. Weltweit gibt es schätzungsweise um die 1000 Gross-Aquarien. Geschätzte 450 Millionen Besucher sorgen jährlich für einen Milliardenumsatz.

Auch in Deutschland und in der Schweiz rührt sich derzeit die Grossaquarien-Industrie. In Pfungstadt bei Darmstadt plant eine private Investorengruppe die «Shark City». Rund 150 Haie sollen dort in der Riesenanlage ab Frühjahr 2019 schwimmen. Wie viele marine Zierfische zu sehen sein werden, weiss man noch nicht. Tierschützer laufen Sturm. Sie sammelten über 3000 Unterschriften. Mit einem Bürgerbegehren soll das Projekt gestoppt werden.

Proteste auch gibt es auch gegen das Projekt des Zoos Basel. Dieser möchte ein «Ozeanium» bauen und rechnet mit «jährlich Hunderttausenden Besuchern». 2024 soll der gigantische Bau mitten in der Stadt stehen. Laut Eigenwerbung «ein Grossaquarium und Zentrum für nachhaltigen Lebensstil, das Konsum, Erholung, Bildung und Forschung auf kleinstem Raum» verbinde.

Der Zoo zeige mit dem «Ozeanium» die Bedrohung, indem er das Leben im Meer bedrohe, sagt die Biologin Monica Biondo, die neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit den Meeresschutz der FFW betreut. Diese engagiert sich prominent gegen das Basler Vorhaben. Biondo sagt, so wie in kleinen Meeresaquarien zu Hause, würden auch in Grossaquarien zum überwiegenden Teil Wildfänge schwimmen. «Sie fangen wild lebende Tiere, die sie ja schützen sollten.» Korallenriffe seien weltweit mindestens zu einem Drittel unwiderruflich zerstört. Die marine Zierfisch-Industrie trage dazu bei, dieses Ökosystem noch weiter zu ruinieren.

 

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