27.09.2023
Viktoria Kirchhoff

Ausgemergelter Hengst findet sicheres Zuhause im Wildpferdereservat

Bewohner von Pine Creek informierten uns, dass ein ausgemergelten Brumby Hengst im Dorf umherirrte. Wir beschlossen, ihn in unserem Wildpferdereservat Bonrook aufzunehmen.

Ende Mai dieses Jahres wurden wir von Bewohnern in Pine Creek, im Northern Territory, Australien, darüber informiert, dass ein knochiger, alter Brumby Hengst im Dorf herumirrte. Er graste in Parks, trank aus Vogeltränken und suchte in Vorgärten nach Futter. Das ausgemergelte, schwache Pferd war den Risiken von Unfällen ausgesetzt, sodass wir entschieden, ihn in unserem Wildpferdereservat Bonrook aufzunehmen. Eines Nachts gelang es Jim, einem Freund von Bonrook Station Manager Sam Forwood, den Hengst aus seinem Vorgarten in den benachbarten Garten der Feuerwehrstation von Pine Creek zu locken. Die halbe Hektar grosse, gut eingezäunte Grasfläche mit Schatten und Wasser eignete sich wunderbar als Zwischenlösung.

Verladung
Am nächsten Morgen kamen Sam und ich auf das Gelände, um uns den Hengst näher anzuschauen. Was für ein trauriger Anblick! Das arme Tier war wirklich komplett ausgemergelt. Wir riefen die Tierärztin, die ihn lediglich aus der Ferne begutachten konnte, da man sich ihm nicht mehr als bis auf fünf Meter nähern konnte. Aufgrund seines stark abgemagerten Körpers und seines wahrscheinlich hohen Alters hatte sie nur wenig Hoffnung für ihn und schlug vor, ihn einzuschläfern. Doch das kam für mich absolut nicht infrage! Ich intervenierte energisch und erklärte ihr unsere Arbeit und Vision bei der FFW. Für mich war klar: Dieses Pferd will leben, und wir werden es nach Bonrook in Sicherheit bringen!

Sam baute zwei ineinander übergehende Gehege aus mobilen Paneelen. Wir spannten ein Seil, welches wir behutsam hinter dem Pferd führten. Somit konnten wir ihn ruhig durch das erste in das zweite Gehege leiten.

Nun aber, wie sollten wir ihn die Rampe hinauf und in den Anhänger bekommen? Das Betreten eines begrenzten Raums ist für ein Pferd äusserst unnatürlich – geschweige denn für ein wildes Brumby! Dieses Tier verhielt sich aber aufgrund seiner Schwäche nicht sehr wild und eher energielos, trotz der stressigen Situation. Ängstlich und nervös, weigerte er sich, in den Anhänger zu steigen, trat aus, schnaubte aufgeregt und bewegte sich nicht vorwärts.

Die Lage erforderte Zeit, Geduld und ruhiges Durchhaltevermögen. Mit dem Seil sanft leitend, gelang es Sam und zwei weiteren Helfern letztendlich, fast wie durch ein Wunder, das Pferd sicher in den Anhänger zu führen und das Tor zu schliessen.

Ankunft auf Bonrook
Den etwa 30-minütigen Transport nach Bonrook überstand der alte Hengst gut. Als wir das Tor des Anhängers öffneten, trabte er anmutig die Rampe hinunter auf die Koppel – als käme er nach Hause. Es war ein wunderbares Erlebnis, ihn in Sicherheit zu sehen!

Er lief direkt zu den Stationspferden, die auf der anderen Seite des Zauns den Neuling gespannt erwarteten und ihm entgegen wieherten. Da die alten Reitpferde alle Wallache sind, er jedoch ein Hengst ist, gab er ihnen klare Zeichen, dass er der Alpha hier ist. Um mögliche Konflikte zwischen den Stationspferden und dem Hengst zu vermeiden, werden wir ihn bis auf Weiteres von den anderen Pferden durch einen Zaun getrennt auf den Koppeln halten.

Der Weg zur Genesung
Unsere Priorität war es, unseren neuen Schützling wieder fit und gesund zu machen. Wir entwurmten ihn und fütterten ihn zweimal täglich mit einem Spezialfutter für ältere Pferde. Er frass das gesamte Futter jeweils komplett auf und zeigte immer mehr Interesse an seiner Umgebung und wurde aufmerksamer.

Nun, drei Monate später, hat er an Gewicht zugelegt, sein Fell glänzt, und sein Gemüt wirkt aufgeweckt. Wir füttern ihn immer noch zweimal am Tag und werden seine Genesung weiterhin überwachen, um zu entscheiden, ob wir ihn hoffentlich wieder zu den anderen Brumbies in die Wildnis entlassen können. Das wäre natürlich das ideale Ergebnis! Sollte er jedoch weiterhin auf spezielles Futter angewiesen sein, werden wir ihn auf den Koppeln neben den Stationspferden halten und uns weiter um ihn kümmern.

Ich hatte die Ehre, ihm einen Namen zu geben: Ich habe ihn Dandy getauft. Dandy war mein Lieblingspferd in meiner ersten Reitschule in der Schweiz, als ich acht Jahre alt war. Er war ein wunderschöner, herzenslieber, schwarz-weisser Pinto. Ich habe Dandy so sehr geliebt und wusste immer, dass ich eines Tages ein Pferd Dandy nennen würde.

 

Neue Wasserquelle auf Bonrook sichert Überleben in der Trockenzeit

Während der Trockenzeit kommt es im südöstlichen Teil von Bonrook immer wieder zu massiver Wasserknappheit. Der Regen fällt dann so spärlich, dass die wenigen vorhandenen Wasserlöcher schnell austrocknen. Laut Aufzeichnungen wurde das letzte Wasserloch auf Bonrook im Jahr 1973 gebohrt – vor 50 Jahren.

Dank eines grosszügigen Spenders konnte die FFW im Juli die Firma Bynoe Drilling beauftragen, auf Bonrook nach Wasser zu bohren.

Die Bonrook-Weideflächen liegen im Granitgürtel nördlich der Stadt Katherine, wo keine bekannten unterirdischen Grundwasserleiter vorhanden sind und die Wassergewinnung grösstenteils ein Glücksspiel ist. Basierend auf Bonrooks Station Manager Sam Forwoods Wissen um die Beschaffenheit des Gesteins und den Baumbestand, bestimmte er den geeigneten Standort für die Bohrung etwa 21 Kilometer südöstlich des Homesteads.

Gleich der erste Bohrversuch von Bynoe Drilling führte zum Erfolg: Bereits in einer Tiefe von sechs Metern stiessen wir auf Wasser! Die Bohrung wurde bei einer Gesamttiefe von 43 Metern abgeschlossen. Unsere neue Wasserstelle hat eine Fliessrate von einem Liter pro Sekunde, was für diese Region gut ist. Sam wird sie mit einer kleinen Solarpumpe, einem Wassertank und einer Tränke für die Tiere ausstatten.

 

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