06.03.2020
Adam Cruise

Coronavirus-Epidemie: Wir ernten, was wir säen

Die Verbreitung des soeben auch in der Schweiz ausgebrochenen Coronavirus hängt direkt mit dem illegalen Artenhandel auf einem Markt in Wuhan, China, zusammen. Lebende Tiere und sogenanntes «Buschfleisch» von Wildtieren werden dort unter widerwärtigen Bedingungen verkauft. Durch ein dauerhaftes Verbot des Handels und des Verzehrs dieser «Produkte» könnten ähnliche Epidemien in Zukunft verhindert und die Wildtiere vor dem Aussterben bewahrt werden.

An den Verkaufsständen und in den Kochtöpfen zahlreicher Märkte auf der ganzen Welt werden Tiere angeboten, die in zu engen Käfigen dahinvegetieren, leiden, krank sind, sterben oder bereits tot sind. Auf solchen Märkten werden Nutztiere in gefährlicher Nähe zu Wildtieren gehalten. Sie bieten ideale Inkubationsbedingungen für eine Seuche, die für den Menschen tödlich ist.

Experten für öffentliche Gesundheit und Tierschützer sind sich seit Jahren über die Risiken einig, die der Handel mit Wildtieren für die Biodiversität, das Tierwohl und die menschliche Gesundheit darstellt. Haben wir die jetzige Gesundheitskrise nicht regelrecht herausgefordert? Die Tiere werden ohne Rücksicht auf ihr Wohlergehen befördert, misshandelt, gequält, bei lebendigem Leibe gehäutet und oft unter verheerenden Bedingungen getötet. Dass sie auf sehr beschränktem Raum an ungesunden Orten direkt mit anderen Tieren und mit Menschen in Berührung kommen, birgt eine logische Gefahr: Die Übertragung von zoonotischen Krankheiten auf Menschen.

Nach Ansicht von Experten wie Arnaud Fontanet vom Institut Pasteur in Frankreich trat der Coronavirus zunächst bei Fledermäusen auf. Diese wiederum kamen mit Säugetieren in Kontakt, die auf Märkten in China angeboten wurden, insbesondere Schuppentiere – auch bekannt als Pangoline –, die meistgeschmuggelten Säugetiere der Welt. Die Elfenbeinküste liess am vergangenen Dienstag drei Tonnen illegal importierte Schuppen von vom Aussterben bedrohten Pangolinen, welche bei Razzien in den Jahren 2017 und 2018 beschlagnahmt worden waren, verbrennen. Zwar wurde der Handel mit Pangolinen 2016 unter CITES (Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen) verboten. Doch der Wert von Pangolin-Schuppen, welche in der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung finden, liegt auf dem Schwarzmarkt bei bis zu 1000 US-Dollar pro Kilogramm. Auch das Blut der Pangoline wird als vermeintliches Wundermittel in der chinesischen Medizin angewendet. Das Fleisch gilt im asiatischen Raum als Delikatesse. Viele vom Menschen verzehrte Tierarten können Krankheiten übertragen, wie z.B. Affen, Schlangen, usw. (Zur Erinnerung: Das Ebolavirus wurde durch den Verzehr von Primaten- und Antilopenfleisch auf den Menschen übertragen!).

Die chinesische Regierung, die sich dieses Problems wohl bewusst ist, erliess Ende Februar ein umgehendes und sofortiges Verbot jedweden Handels und Konsums freilebender Tierarten auf ihrem Staatsgebiet.

Doch der illegale Artenhandel ist längst nicht nur auf China beschränkt, sondern betrifft praktisch alle Länder der Welt. Die einzige Möglichkeit, ähnliche Epidemien zu verhindern – und dabei hunderte Tierarten vor dem Aussterben zu bewahren – besteht in einem vollständigen und endgültigen Verbot des Handels mit freilebenden Arten.

Durch unsere Vorliebe für aus wild wachsenden Pflanzen oder Wildtieren gewonnene «Luxusprodukte» bzw. Erzeugnisse, die der traditionellen Medizin dienen, haben wir eine Situation geschaffen, die uns nun entgleitet und in unserer Existenz bedroht. Nachdem wir viele hundert Jahre lang die wildlebenden Tiere und Pflanzen missachtet haben, wenden sie sich jetzt gegen uns!

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