01.12.2025
Patrick Schmed

Das Volk will es weniger knallen lassen

Nicht verbieten, sondern einschränken ist das Ziel der eidgenössischen Initiative, welche die Fondation Franz Weber im November 2023 gemeinsam mit dem Schweizer Tierschutz, Vier Pfoten und Tier im Recht eingereicht hat. Aktuell berät das Parlament über die Anliegen von Mensch, Tier und Natur, und das Komitee setzt sich im Rahmen des politischen Prozesses für eine griffige Umsetzung ein.

«Wir sind mitten im politischen Prozess», erklärt Monika Wasenegger, Geschäftsleitungsmitglied der Fondation Franz Weber (FFW). Die FFW hat im November 2023 gemeinsam mit dem Schweizer Tierschutz, Tier im Recht und Vier Pfoten die Initiative für eine Einschränkung von Feuerwerk mit 137’000 Unterschriften eingereicht. Nun setzen sich die vier Partner dafür ein, dass ein griffiges Gesetz daraus entstehen kann.

Aktuell beraten die Räte über einen parlamentarischen Gegenentwurf zur Initiative. Dabei gibt es eine Mehrheits- und eine Minderheitsvariante. Letztere nimmt die Anliegen der Initiative gut auf und wird deshalb vom Komitee der «Initiative für eine Einschränkung von Feuerwerk» favorisiert. Im Rahmen der Vernehmlassung haben die vier Partner im September die Bevölkerungsstellungnahme mit rund 40‘000 Unterschriften vor dem Bundeshaus überreicht.

Das Parlament hat den Handlungsbedarf gesehen und das Thema behandelt. Der Bundesrat hatte die Initiative zur Ablehnung empfohlen, doch das Parlament entschied sich für die Ausarbeitung eines indirekten Gegenentwurfs und gab zwei Varianten in die Vernehmlassung.

In der Schweiz haben wir Möglichkeiten, uns in der politischen beratenden Phase einzubringen. Und das ist entscheidend, denn das Anliegen kommt mitten aus dem Volk. Das zeigt sich unter anderem daran, dass in nur fünf Wochen knapp 40’000 Unterschriften für die Stellungnahme zusammenkamen. Die Stellungnahme der Gegnerschaft «Pro Feuerwerk» unterschrieben lediglich 3’220 Personen – das sind zehnmal weniger.

Öffentliche Spektakel weiterhin erlaubt

Es geht nicht um ein Verbot, sondern um eine sinnvolle Einschränkung. Die Behörden sollen weiterhin angekündigte öffentliche Lichtspektakel ermöglichen, dafür werden private Feuerwerke beschränkt.

Aus Umfragen wissen wir, dass der grösste Teil der Bevölkerung nicht selbst Feuerwerkskörper zündet. Trotzdem sind bereits in der Volksinitiative Ausnahmen vorgesehen, beispielsweise für Vulkane. Zudem wären lärmarme Feuerwerke der Kategorie F1 weiterhin für alle zugelassen, also bengalische Feuer, Tischfeuerwerke und weitere.

Aktuelles Thema – wo liegt die Autonomie?

Aktuell befassen sich das Parlament, die beauftragte Arbeitsgruppe und die beratende Kommission insbesondere über die Frage der Autonomie in Zusammenhang mit öffentlichen Feuerwerken. Wer kann diese bewilligen, welche Variante hat welche Auswirkungen und wie setzt man den Willen des Volkes am besten um? Die Trägerorganisationen bieten in diesem Zusammenhang ein Argumentarium und Antworten zu den kritischen Punkten.

Das macht Sinn

Die Einschränkung von privaten Feuerwerken trägt dazu bei, Verbrennungen und Verletzungen zu reduzieren, unkontrollierte und unvorhersehbare Knallereien zu verhindern und Lärm, Umweltverschmutzungen und Abfall zu reduzieren. Damit können die negativen Auswirkungen von Feuerwerk deutlich reduziert werden. Und davon profitieren Mensch, Tier und Natur.

Kein Überraschungseffekt

Von unerwartetem Knallen überrascht zu werden, stresst vor allem Kleinkinder, Menschen mit Beeinträchtigungen sowie zahlreiche Haus-, Nutz- und Wildtiere. Wenn weniger Feuerwerk gezündet wird, gibt es auch weniger Anlass für Überraschungen – so die einfache Rechnung. Die meisten Freunde der Knalleffekte sind sich einfach nicht bewusst, was ihr Tun auslöst. Die Initiative will deshalb unter anderem Bewusstsein schaffen, in der Stadt wie auf dem Land.

Keine Idylle auf dem Bauernhof

«Für die Kälber ist es am schlimmsten», gibt Fritz Sahli vom Biohof Schüpfenried in Uettligen Einblick. Doch auch Hühner oder die Hunde auf dem Hof sind von den Auswirkungen von Lärm und Abfall betroffen. Der Bauer stört sich unter anderem an den Kartons für die grossen Feuerwerke, die nicht selten liegenbleiben – genauso wie abgebrannte Raketen auf dem Feld.

Eigene Erfahrung

Es würde nicht schaden, am 1. August auf der Weide vorbeizuschauen, um sich einen Eindruck über das Befinden der Tiere zu verschaffen, empfiehlt Fritz Sahli Menschen, die eine Einschränkung von Feuerwerk für übertrieben halten. «Nebst den Tieren auf dem Bauernhof sollten wir auch an die Wildtiere denken, die zum Teil in der Nähe von Siedlungsräumen leben», nimmt Wildhüter Gabriel Sutter den Faden auf.

Wild statt laut

«Wildtiere können Feuerwerkslärm nicht einordnen, deshalb werden sie davon in Angst und Schrecken versetzt», weiss er aus Erfahrung. Gerade in der kalten Jahreszeit können Reh, Hase, Dachs & Co. durch Flucht viel Energie verlieren. Manchmal so viel, dass ihr Überleben bei Kälte und knappem Nahrungsangebot gefährdet ist.

Neben dem Tisch

Aufs Festen zu verzichten, das braucht gemäss Wildhüter Sutter trotzdem niemand. «Es gibt genügend Alternativen, um die Feierlaune zum Ausdruck zu bringen», ist er überzeugt. Dabei sollte man einfach auch über den Tellerrand hinausschauen und an die Menschen, Tiere und die Natur denken, die ein Feuerwerk ganz anders erfahren.

Share this