Noch sind einige Kleinigkeiten zu regeln, doch bald können wir das neue 20 Hektaren grosse Grundstück, um das unser derzeitiger Gnadenhof erweitert worden ist, in vollem Ausmass sinnvoll nutzen. Und das Schönste: Die von uns geretteten Pferde werden sich noch wohler fühlen können als bisher! Und dies nur dank Ihrer Grosszügigkeit!
Unser argentinisches Team ist in mehrerlei Hinsicht gewachsen! Seit der Geburt von Equidad vor sechs Jahren hat es in vielerlei Belangen Erfahrung gesammelt und neues Wissen erworben. Und auch die Schar der Pferde, um die wir uns kümmern, konnte mehrfach neue Mitglieder in ihrer Herde willkommen heissen. Sie alle waren verschiedenen Formen der Misshandlung ausgesetzt worden. Wir setzen uns mit Leib und Seele dafür ein, ihnen auf dem Gnadenhof nun ein neues Leben zu ermöglichen. Für etliche von ihnen handelt es sich dabei um eine echte «Wiedergeburt». Denn wenn sie unterernährt und körperlich gebrochen auf Equidad ankommen, hängt ihr Leben oft gerade noch an einem seidenen Faden…
Durch die geographische Erweiterung von Equidad eröffnet sich uns geradezu eine neue Dimension. Wie vor einigen Monaten angekündigt, wollen wir etwa 20 Hektaren hinzugewinnen und den ursprünglichen Wald, der an das Grundstück unseres Gnadenhofs angrenzt, wieder aufforsten. Dadurch werden wir einen Beitrag zum Erhalt der ernsthaft bedrohten natürlichen Landschaft von Córdoba leisten. Zudem wird das Wohlergehen der Pferde davon profitieren, die sich bei uns von ihrer schrecklichen und traurigen Vergangen heit erholen. Dank den Zuwendungen unserer lieben Gönner und Gönnerinnen wird dies nun Wirklichkeit!
Picarón und Camilo
Um Ihnen eine Vorstellung von den Misshandlungen zu geben, denen unsere Pensionäre ausgesetzt waren, möchten wir Ihnen in diesem Journal gerne die Geschichte von zweien dieser Pferde erzählen: Picarón und Camilo.
Picarón: Wie neu geboren im stattlichen Alter
Als wir Picarón bei seiner Ankunft sahen, trauten wir unseren Augen nicht: Noch nie hatten wir ein Pferd in einem solchen Zustand aufgenommen. Trotz seiner stattlichen Grösse und Erscheinung bestand er nur noch aus Haut und Knochen. Sein Fell war glanzlos und in üblem Zustand. Er war extrem furchtsam und buchstäblich am Verhungern und Verdursten. Er sah aus, als hätte er eine Naturkatastrophe überlebt, und wie ein verwaistes Kind begab er sich in unsere Hände, damit wir all das Böse, das andere Menschen ihm angetan hatten, wieder gut machen konnten.
Zärtlichkeit, Beständigkeit, Hingabe, tierärztliche Pflege durch hochqualifizierte Veterinäre der Katholischen Universität Córdoba, eine Zahnbehandlung, ein Hufausschnitt und eine Ernährung mit hochwertigem Futter ohne Pestizide – all das war notwendig, damit Picarón die Würde und Stattlichkeit seiner Jugend wiedererlangte. Dazu noch eine grosszügige Dosis gegenseitiger Geduld – Picarón selbst hatte sie unter Beweis gestellt, als er zuliess, dass wir ihn behandelten… und auch, indem er die zahlreichen Liebkosungen ertrug, mit der wir ihn manchmal regelrecht überschütteten. Dieser stattliche Herr von 20 Jahren hat unsere Herzen erobert!
Camilo: Eine Widergeburt dank unbändigem Kampfgeist
Vor einigen Monaten bat uns die Landpolizei um Hilfe, um ein unterernährtes Pferd zu retten, an dessen Widerrist zudem eine tiefe Wunde klaffte. Diese Verletzung tritt bei Müllpferden häufig auf, da sie stundenlang arbeiten müssen, während ihnen ein rudimentäres Geschirr die Haut zerfetzt. Die Wunde war so tief, dass man die Rückenwirbel durch das eingeschnittene Fleisch hindurch sehen konnte. Eiter und Blut traten daraus hervor und verströmten einen durchdringenden Geruch nach Verwesung. Camilos Zustand war besorgniserregend. Unterernährt und
dehydriert wie er war, hätten seine Nieren die massive Dosis Antibiotika, die notwendig war, um diese schwere Infektion zu bekämpfen, nicht toleriert. Wir mussten deshalb die Behandlung schrittweise intensivieren, indem wir die Dosis in dem Umfang steigerten, in dem er Gewicht zulegte. Die Tierärzte wollten uns nicht allzu viel Hoffnung machen: Es bestand jederzeit die Gefahr, dass sein Herz versagen oder die Infektion auf die Wirbel übergreifen und damit eine irreversible Osteomyelitis nach sich ziehen würde.
Doch trotz seiner Übellaunigkeit (Wir kritisieren sie nicht, denn hätten wir ein derartiges Martyrium durchlitten, wäre unsere Stimmung sicherlich
auch nicht die beste!) wollte Camilo kämpfen, wollte er am Leben bleiben. Inzwischen ist er vollständig genesen. Er kann nun sein Leben geniessen, wie ihm das schon immer hätte gewährt werden müssen. Sein Kampfgeist allen Widrigkeiten zum Trotz und die Tatsache, dass er unsere Hilfe angenommen hat, haben uns Respekt eingeflösst – so wie es die Tiere in unserer Obhut täglich tun. Kurz, Camilo und Picarón
wird sich nun die Möglichkeit bieten, über neue Flächen zu traben, ungestört zu weiden und mit allen Mitgliedern der Herde von Equidad gemeinsam das Leben zu geniessen.
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