17.11.2021
Anna Zangger

Neuer BärenPark & Zuchtkonzept: Ein unnötiges Doppelprojekt

Der Tierpark Bern, der öffentliche Zoo der Stadt Bern, möchte den BärenPark im Zentrum der Hauptstadt erweitern. Parallel dazu ist die Rede von einem «Vorprojekt», einem neuen Bärengehege in Schwarzenburg im Kanton Bern, das ein Zuchtprogramm für Braunbären beinhalten soll. Das ist praktisch für den Tierpark Dählhölzli, der sich zuschauermässig neue Bärenbabys wünscht. Die Fondation Franz Weber wendet sich aktiv gegen diese beiden unnötigen Pläne.

Bärengraben oder Bärenpark
Der Tierpark Bern betreut den berühmtenB ärenPark – ehemals «Bärengraben» – im Zentrum von Bern sowie den kleinen Zoo «Dählhölzli». Seit 1513 stellt Bern Bären zur Schau, die Wildtiere sind zum Symbol der Stadt geworden. Ursprünglich wurden die Bären, mitunter zu Dutzenden, in einem «Graben» gehalten, einem regelrechten Loch aus sterilem Beton. Aufgrund von sogenannten «Zwischenfällen», die häufig zum Tod von Bären geführt hatten, wurde den Bernerinnen und Bernern allmählich klar, dass die Haltungsbedingungen dieser Tiere erbärmlich waren.

Obschon manche Bürgerinnen und Bürger den Sinn eines «BärenParks» mitten in der Hauptstadt regelmässig infrage stellten, stand es leider nicht zur Debatte, auf diese unwürdige Touristenattraktion zu verzichten. So wurde 2009 der «Bärengraben» durch den «BärenPark» ersetzt, wie man ihn heute kennt. Der Bau war mit der Zerstörung eines ganzen Waldes und aufwendigen Umbauarbeiten verbunden. Auch wenn der neue «Park» zweifellos eine Verbesserung im Vergleich zum einstmals betonierten Graben darstellt, entspricht er bei Weitem nicht den natürlichen Bedürfnissen dieser Wildtiere.

Nun will der Tierpark den BärenPark abermals erweitern. Offiziell geht es darum, den Bären mehr Platz zu bieten. Die FFW ist hingegen der Meinung, dass es höchstwahrscheinlich viel eher damit zu tun hat, neuen Nachwuchs zu generieren. Der Berner Tierpark verzichtet nämlich nicht etwa darauf, grosse wildlebende Säugetiere in einer Innenstadt gefangen zu halten, was automatisch die Frage nach neuen Bären stellt. Dabei wäre es sehr viel sinnvoller, diese traurige Tradition nicht mehr fortzusetzen und schon gar nicht weiterzuentwickeln.

Bärenpark und Zuchtprogramm
Parallel zur Erweiterung des BärenParks in der Stadt ist ein «Vorprojekt» entstanden und das ist der Bau eines neuen Bärengeheges in Schwarzenburg im Kanton Bern. Dabei geht es nicht etwa darum, verletzte wie misshandelte Bären aufzunehmen oder Zoo- und Zirkustieren ein besseres Leben zu bieten: Es geht vielmehr darum, die Bären des Berner BärenParks in den Wald von Schwarzenburg zu verlegen, wenn der «Stadtpark» zu viele Tiere beherbergen sollte.

Mit anderen Worten: Man hofft darauf, dass die Bären Nachwuchs bekommen, um anschliessend dem Publikum in Bern diese Jungtiere präsentieren zu können und damit natürlich mehr Besucherinnen und Besucher anzulocken. Sobald die Kleinen grösser sind, werden die erwachsenen Bären dann nach Schwarzenburg geschickt – sozusagen in den «Ruhestand».

Auf Kosten des Waldes
Das Grossprojekt soll in einem Wald auf einer fünf Hektaren grossen Fläche gebaut werden und bis zu acht Bären aufnehmen. Das vorgesehene Areal reicht bei Weitem nicht aus, um so vielen Bären genügend Platz zu bieten. Bären sind Einzelgänger und sie sind es sich gewohnt, täglich mehrere Kilometer zurückzulegen. Ausserdem beanspruchen die Gehege viel Platz und das geht voll auf Kosten der örtlichen Fauna, wo ein beträchtliches Stück Wald geopfert werden soll – und das hinsichtlich der Tatsache, dass die autochthonen Lebensräume immer kleiner werden.

Fadenschinige Argumente
Die vorgebrachten Argumente, um diese beiden Projekte zu rechtfertigen, sind fadenscheinig und verschleiern die Realität der Zooindustrie. Das Ziel ist nicht die Förderung des Tierwohls, ganz im Gegenteil: Man will offenkundig Jungtiere «produzieren», um damit die Gewinne des Zoos zu steigern.

Konsequente Bekämpfung
Beide Projekte, wie sie derzeit parallel aufgegleist werden, sind äusserst problematisch. Das betrifft nicht nur das Tierwohl, sondern auch den Schutz der örtlichen Natur. Die Pläne sind zudem heuchlerisch: Sie verfolgen in Tat und Wahrheit nur ein einziges Ziel und das ist die kontinuierliche «Produktion» von Jungbären. Damit will man Besucherinnen und Besucher anlocken und den Profit des Tierparks steigern. Es gibt also mehrere Gründe, sich diesem Ansinnen entgegenzustellen. Zum einen gilt es, eine Torheit, die nun schon mehr als 500 Jahre Tradition hat, zu beenden,zum anderen darf das anhaltende Tierleid nicht noch zusätzlich ausgeweitet werden. Die FFW wird beide Projekte mit der ihr zur Verfügung stehenden Mitteln konsequent bekämpfen.

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