27.09.2023
Sam Forwood

Die Rückkehr der einheimischen Reptilien nach Bonrook

Letztes Jahr kehrten zwei alte Bekannte nach zwanzigjähriger Abwesenheit in das Wildpferdereservat Bonrook in Australien zurück. Bei beiden handelt es sich um Reptilienarten, die in Nordaustralien beheimatet sind, und beide wurden durch die im Jahr 2003 eingeführte Aga-Kröte fast bis zur Ausrottung dezimiert.

Die Aga-Kröte (Bufo marinus) wurde in den 1930er Jahren zur Bekämpfung des Zuckerrohrkäfers in den australischen Staat Queensland eingeführt. Die sich langsam bewegende Kröte ist eine leichte Beute für andere Tiere, hat aber ein tödlich wirkendes Gift in ihrer Haut, um sich vor ihren Feinden zu schützen. Es dauerte etwa 70 Jahre bis sie sich durch die nordaustralische tropische Savanne bis zu den Weideflächen von Bonrook vorgearbeitet hatte. Die Kröte ist immer noch vor Ort, aber einige einheimische Arten haben gelernt, sich anzupassen und sie nicht zu fressen.

Die Kragenechse
Die erste der beiden Arten, die wieder nach Bonrook zurückgekehrt ist, ist die Kragenechse, Frillneck Lizard (Chlamydosaurus kingii), den Nordaustraliern einfach als «Frilly» bekannt. Sie wird bis zu 90 Zentimeter lang und kann auf ihren Hinterbeinen sehr schnell über den Boden laufen, wobei sie ihren Schwanz zum Ausbalancieren benutzt. Die Halskrause ist ein grosser Hautlappen, den die Echse als Drohgebärde auffächern kann. Sie ernährt sich hauptsächlich von Insekten und verbringt die meiste Zeit ihres Lebens in Bäumen. In den kühleren Monaten der Trockenzeit lebt sie höher oben in den Baumkronen. Die Regenzeit verbringt sie jedoch meist auf dem Boden oder in Bodennähe.

Seit Oktober letzten Jahres, als die Regenfälle einsetzten, habe ich sie fast täglich in grosser Zahl gesehen. Gerne halten sie sich im Homestead Garten, auf den Pferdekoppeln, im Schuppen sowie auf den Weideflächen auf. Die beobachteten Tiere sind häufig jung und noch nicht ausgewachsen. Nähere ich mich ihnen, rennen sie so schnell sie können zum nächsten Baum und klettern bis zu einer Höhe von etwa eineinhalb bis zwei Meter hoch und bleiben dann wie erstarrt ganz still stehen.

Die Nördliche Braunnatter
Die zweite Reptilienart, die nach Bonrook zurückgekehrt ist, wenn auch nicht ganz so willkommen wie die erste, ist die Nördliche Braunnatter, Northern Brown Snake (-i-Pseudonaja nuchalis-p-). Verwandt mit der Königsbraunschlange und der Westlichen Braunnatter, ist sie eine der giftigsten Schlangen der Welt. Sie wird etwa 1,8 Meter lang und ist sehr schnell und aggressiv, wenn sie in die Enge getrieben oder bedroht wird. Als Bodenbewohner kann die Nördliche Braunnatter je nach Lebensraum leicht unterschiedliche Schattierungen von braunen Schuppen und Kopfzeichnungen aufweisen. Der Kopf kann teils schwarz sein oder pfeilförmige Markierungen haben. Sie ernährt sich hauptsächlich von kleinen Beuteltieren und ist in den wärmeren Monaten aktiver.

Gefährlicher Besuch
Der indigene Name dieser Schlange ist «Gwarder», was so viel bedeutet wie «Geh den langen Weg herum». Und genau das tut man, wenn man auf sie trifft – man macht einen grossen Bogen um sie herum. Seit August letzten Jahres habe ich etwa sechs dieser Schlangen im Schuppen, Garten und auf dem Weideland gesehen. Als ich den nördlichen Grenzzaun reparierte, bemerkte ich die erste Schlange nur etwa fünf Meter entfernt an mir vorbeischleichen. Auf den ersten Blick dachte ich, es handle sich um eine junge Schwarzkopf Python. Aber nach genauem Hinsehen wurde mir klar, dass ich mich in Gesellschaft eines Reptils befand, das ich seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hatte: die tödliche Nördliche Braunnatter! Alle, die ich bisher gesehen habe, waren noch nicht ausgewachsen, lediglich zwischen 80 Zentimeter und einem Meter lang.

Ende letzten Jahres sprach ich mit einigen jungen Aborigines-Rangern, die ihr Land östlich und südlich von Bonrook bewirtschaften. Auch sie hatten eine Zunahme der Kragenechsen und Nördlichen Braunnattern auf ihrem Land festgestellt und meinten, wenn ich bereits sechs dieser Schlangen gesehen habe, gäbe es zweifellos noch viele weitere in unserem Gebiet. Und wenn das jemand weiss, dann sind es die australischen Ureinwohner. Wie die älteren Einwohner von Pine Creek vor vielen Jahren zu sagen pflegten: «Sie werden nur selten jemanden treffen, der zweimal von einer Braunnatter gebissen worden ist.» Warum? Weil der erste Biss in der Regel tödlich ist.

Ich freue mich sehr, die Kragenechse und die Nördliche Braunnatter nach zwei Jahrzehnten Abwesenheit wieder auf Bonrook zu sehen. Denn dies bestätigt den guten ökologischen Zustand unseres Reservats und eine ausgeglichene Natur. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Brumbies mit einheimischen Tieren in Symbiose leben.

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