23.06.2021
Alejandra Garcia

Verzögerung beim Umzug von Equidad

Der Umzug des Gnadenhofs Equidad auf das neue Landgut in den Bergen von Córdoba verzögert sich: Wir konnten zwar bereits unsere ersten Pferde willkommen heissen. Doch jetzt legt uns die Gesundheistbehörde Steine in den Weg.

Wir arbeiten seit Monaten mit Hochdruck daran, mit unseren Schützlingen so bald wie möglich in ihr neues Zuhause umziehen zu können. Nebst dem Ausbau des Hofs und logistischer Herausforderungen bezüglich des Umzugs bleiben die Schwierigkeiten nicht aus. Dazu gehören Erkrankungen von Mitarbeitern und Tierärzten an COVID-19, Fahrzeugpannen sowie wochenlange Regenfälle. Das führte u.a. dazu, dass unser Team vor Ort durch das Hochwasser völlig abgeschnitten wurde und somit in der Region eingeschlossen war. Es gibt kein Durchkommen, nicht einmal mit dem Geländewagen und das macht uns das Leben schwer.

Grosse Verunsicherung und Pferdediebstähle
Aber dem nicht genug: Die Situation wird für unsere Tiere und die Arbeiter von Tag zu Tag brenzliger und ist mit Gefahren verbunden. In den letzten Wochen kam es zu Diebstählen von Tieren durch bewaffnete Personen. Da wir in der Region oft als Auffanglager für Tierbeschlagnahmungen fungieren, ist unsere Beziehung zur Polizei zum Glück gut. So konnten wir erfreulicherweise die meisten Pferde, die bei diversen Überfällen gestohlen wurden, wieder ausfindig machen. Wir sind jedoch unermüdlich auf der Suche nach drei weiteren Pferden. Jeden Tag finden wir im hinteren Bereich des Hofes Zäune, deren Drähte durchgeschnitten sind und wir erhalten Informationen von Leuten, die uns vorwarnen und mitteilen, an welchen Tagen wir wieder bestohlen werden sollen.

Argentinien war schon immer ein Land, in dem ein Grossteil der Bevölkerung verarmt ist. Infolgedessen sind die moralischen Hürden klein, wenn es ums nackte Überleben geht. Die ergriffenen Massnahmen aufgrund von Covid-19 verunmöglichte vielen Menschen einer Arbeit nachzugehen und das in einem Land, in dem 40 Prozent der Familien mit einem einzigen Tageslohn gerade Mal ihr Nachtessen und sonst nichts finanzieren können.

Die Behörden legen uns unnötige Steine in den Weg
Klar ist: Wir müssen den Umzug unseres Gnadenhofs unbedingt so schnell wie möglich über die Bühne bringen. Aber nach dem ausserordentlich schlechten Wetter, das uns einen Strich durch die Rechnung machte, legen uns jetzt auch noch die Behörden Steine in den Weg. Sie fordern für den Umzug neuerdings Bluttests und die Impfung sämtlicher Pferde, bevor sie in den neuen Gnadenhof – der ja nur 60 Kilometer (!) vom aktuellen Hof entfernt ist – transportiert werden können. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe wurde mit dem Impfen angefangen, sodass wir in einigen Wochen, nachdem alle Papiere von der Gesundheitsbehörde unterschrieben sind, endlich mit dem Umzug starten können.

In der Zeit bis dahin haben wir zwei Sicherheitskräfte eingestellt, denn wir wollen keinesfalls ein Menschen- oder Tierleben riskieren. Auf dem neuen Gnadenhof werden wir weit weg von den Zentren der Städte sein. Der einzige Zugang zum neuen Equidad unterliegt einer soliden Kontrolle, so dass Mensch und Tier künftig in Sicherheit sind.

Die Freude con Ada, High und Shana als Leitmotiv
Alle diese Schwierigkeiten können unseren Optimismus nicht trüben. Zudem motiviert uns die Freude darüber, dass die Pferde, die wir bereits auf den neuen Gnadenhof bringen konnten, vollkommen glücklich und frei sind!

Ada, High und ihre Tochter Shana hatten als erste Pferde die Ehre, den Fuss auf unser neues Gelände zu setzen. Es berührt uns sehr mitanzusehen, wie sie aufblühen, denn wir wissen zu gut, was sie in der Vergangenheit alles erdulden mussten.

Eine traurige Geschichte mit glücklichem Ausgang
High ist eine Vollblut-Araberstute. Sie gehörte einem bekannten Züchter, für den Pferde nichts als eine Ware sind. High war für ihn quasi wie eine «Henne, die goldene Eier legt»: Als Zuchtstute war es ihre Aufgabe, Fohlen zu bekommen, die dann eins nach dem anderen verkauft wurden. Eine schwere Fussinfektion sollte ihr Schicksal besiegeln, denn aufgrund ihres bereits fortgeschrittenen Alters war High voraussichtlich nicht mehr gebärfähig. Für ihren Eigentümer wurde sie somit zur Last, zudem hätte ihre Behandlung und die notwendigen Tierarztkosten die zu erwartenden Erträge überstiegen. Tatsächlich liess er sie in einer Box ohne Wasser und Futter dahinvegetieren, in der Erwartung, dass sie sterben würde. Von einem Tierarzt alarmiert, konnten wir die Stute ihren Eigentümern abkaufen, die sie uns noch so gerne überliessen.

Ein Jahr später erlebten wir eine wunderbare Überraschung: High brachte ein schönes Stutenfohlen zur Welt, das Shana getauft wurde. Mutter und Tochter leben seither glücklich, ohne die Gefahr, getrennt zu werden – für uns ist das die schönste Belohnung!

Ada, unsere Königin der Berge
Die weisse Stute Ada mit ihrer schwarzen Mähne gehört zu den Tieren, die wir bei unserer grossen Rettungsaktion in Salta, im Norden Argentiniens, aus der Hölle gerettet haben. Sie kam in einem schrecklichen Zustand an, und infolge einer Verletzung, unter der sie litt, konnte sie den Fuss nur mit Mühe aufsetzen. Sie war stark abgemagert und ihr glanzloses Fell wies Male von Huftritten und Bissen auf, die andere Pferde ihr beigebracht hatten. Das ist wohl der Grund, warum sie trotz ihres besseren Gesundheitszustands noch immer nicht sehr zutraulich ist, weder anderen Pferden noch Menschen gegenüber. Ada braucht ihre Freiheit und liebt die Natur – nun kann sie sich entfalten und in ihrer neuen Umgebung mit der Mähne im Wind galoppieren!

Gleich nach ihrer Ankunft erkundete sie jeden Winkel des 312 Hektaren grossen Landguts und probierte mit ihrem samtig weichen Maul die verschiedenen Weiden. Eine wahre Königin der Berge! Wie schön für uns, sie so zu sehen, geschützt vor denen, die ihr in der Vergangenheit wehgetan haben.

Bis die Herde wieder komplett ist
Nicht zufällig haben wir die drei Stuten Ada, High und Shana ausgewählt, um den neuen Gnadenhof einzuweihen: High brauchte besonders viel Aufmerksamkeit und Ada war, wie es scheint, auf dem alten Gnadenhof von Pferdedieben ausgespäht worden. Wir mussten sie also vordringlich wegbringen. Unterdessen haben wir an der Umgestaltung des Hofs weitergearbeitet, damit dann alle anderen Tiere möglichst rasch nachkommen und ihr Paradies geniessen können.

Mit unserem neuen Anhänger können wir die Tiere selbst transportieren und das in einem Tempo, das sich nach ihrer Verfassung richtet. So sind wir sicher, dass ihre Reise gut verläuft – ihr Wohlergehen hat oberste Priorität. Und in der Zwischenzeit unternehmen wir die letzten Handgriffe in ihrem künftigen Paradies im Gnadenhof in Equidad.

 

Mehr Informationen:

  • Unsere Projektseite «Gnadenhof Equidad»
  • Dieser Artikel wurde erstmals im Journal Franz Weber 136 publiziert. Die PDF-Version aller bisheriger Journale finden Sie hier.
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