Nicht weit entfernt vom Gnadenhof Equidad in Argentinien wüten Waldbrände. Die Freiwilligen sorgen unverzagt für ihre Schützlinge und treten zusammen mit der Feuerwehr gegen das Inferno an. Denn es gilt nicht nur den Wald zu erhalten, sondern vor allem die Rodungsabsichten der Viehzüchter zu unterbinden.
Auf dem Gnadenhof Equidad in Zentralargentinien ist kein Tag wie der andere. Was bleibt, ist die Herausforderung, die rund 180 Pferde, Esel und Maulesel sowie einige weitere Tiere zu versorgen, die hier ihren wohlverdienten ruhigen Lebensabend verbringen sollen. Nie eine leichte Aufgabe, aber seit dem 3. Oktober umso anspruchsvoller. «Rund 15 Kilometer von unserem Schutzgebiet entfernt brach kurz nach Mitternacht ein Waldbrand aus», berichtet Alejandra Garcia, die Direktorin des Gnadenhofs. Später meldet sie, dass das Feuer angesichts der starken Windböen aus dem Norden ausser Kontrolle geraten ist. «Wenn der Wind auf Süd dreht, haben wir ernsthafte Probleme», so ihre Einschätzung. Zusammen mit der freiwilligen Brigade, Nachbarn und Feuerwehr kämpft sie für jeden Baum und tut alles dafür, damit sich die Feuerbrunst nicht auf die Seite des Berges ausbreiten kann, wo der Gnadenhof liegt.
Kampf an mehreren Fronten
«Trotz der aussergewöhnlichen Situation konnten die Tiere ihren gewohnten Tagesablauf fortsetzen», betont die Direktorin von Equidad. Das Team von Freiwilligen hat die Schützlinge keine Sekunde lang vernachlässigt. Darüber hinaus haben die engagierten Helferinnen und Helfer die Feuerwehrleute unterstützt, unter anderem mit Obsttüten und Wasserflaschen als Stärkung bei ihren stundenlangen Einsätzen. «Unsere Aufgabe ist nicht nur die Pflege unserer Tiere, sondern auch die Verteidigung des Waldgebiets, welches das 312 Hektar grosse Areal umgibt», macht Vera Weber, Präsidentin der Fondation Franz Weber bewusst. Ohne Wald gäbe es hier kaum Trinkwasser und noch weniger Regen, zudem würde die Luftqualität abnehmen. «Deshalb gehört der Schutz dieses Waldes zum Engagement, dem wir uns auch weiterhin unermüdlich widmen werden», betont die Tierschützerin.
Absichtlich gelegt
Vera Weber steht immer im engen Austausch mit Alejandra Garcia. Beide sind sich einig, dass es lange dauern wird, bis sich die Landschaft von den Folgen des Feuers erholt hat. «Es handelt sich um Ökozid, also ein Verbrechen gegen die Natur und die Gesetze des Landes», stellt Vera Weber klar. Feuerwehr und Umweltministerium bestätigen, dass die Brände vorsätzlich gelegt sein müssen. Die Viehzüchter im Norden Cordobas sind der Brandstiftung verdächtigt. Denn sie setzen alles daran, die Waldfläche zu roden und für nicht-einheimisches Weideland für Rinder und Kühe zu nutzen.
Es braucht den Widerstand
Vom ursprünglichen einheimischen Wald der gesamten Provinz wurden 97 Prozent bereits für die Produktion von gentechnisch verändertem Soja und für die Viehzucht abgeholzt. Geblieben ist das Waldreservat, in dem sich der Gnadenhof Equidad befindet. Er ist als «rote Zone» eingestuft und geniesst maximalen Schutz. So ist das Fällen einheimischer Bäume und Sträucher verboten, sobald sie eine Höhe von 80 Zentimetern erreicht haben. Die Produzenten und die Regierung haben mehrmals versucht, das Forstgesetz zu ändern, wurden aber dank des Widerstands der Gesellschaft, der Universitäten und der Wissenschaft in die Schranken gewiesen. Nun versuchen sie offensichtlich, die Rodung mit absichtlich gelegten Bränden zu forcieren. Ein Vorhaben, das unglücklicherweise durch die klimatischen Umstände begünstigt wird.
Alarmstufe Gelb
«Am ersten Frühlingstag lag Schnee, in der Woche darauf stiegen die Temperaturen auf 30 Grad, seither fehlt der Regen», fasst Alejandra Garcia zusammen. «Mit dem Spätsommer begann die Zeit, wo Regen selten ist und der Wind die Landschaft austrocknen lässt.» Die höchstmögliche Waldbrandgefahr wird mit der «Alarmstufe Gelb» klassifiziert und ist – dank des Einsatzes der Freiwilligen in Equidad, dank der Fondation Franz Weber und dank ihrer Gönnerinnen und Gönner – weit über Argentinien hinaus zu hören.