01.05.2020
Matthias Mast

Giessbach – Ein Stück Schweizer Heimat bewahren!

Heute, wie vor bald 150 Jahren, bildet der silbern schäumende Giessbachfall in der einmaligen Parklandschaft hoch über dem Brienzersee eine Welt für sich. Doch der Erhalt dieses einzigartigen Stücks Schweizer Heimat hat seinen Preis: Jedes Jahr werden grosse Geldbeträge für die Parkpflege sowie für dringende
Sanierungs- und Sicherungsmassnahmen benötigt, welche die Einnahmen des florierenden Hotelbetriebs weit übersteigen.

Das Quellgebiet des Giessbachs sind die Hochtäler und Becken des Sägistal-Faulhorn-Gebiets. Der Bach stürzt über die imposanten Giessbachfälle, Wasserkaskaden mit 14 Stufen über 500 Höhenmeter. Diese 14 einzelnen Fälle werden zusammengefasst als «Giessbachfall» bezeichnet. An einer Stelle etwas oberhalb des Grandhotels gelegen, führt unter dem einen der Wasserfälle hindurch ein Fussweg über eine Brücke, die man gar in der vollen Wassergischt begehen kann. Ein spektakuläres Erlebnis!

Diese Brücke unter dem tosenden Wasserfall ist nur eine von vielen eindrücklichen Bestandteilen des 22 Hektaren grossen Naturparks, des
damit grössten Hotelparks der ganzen Schweiz. Doch die Bezeichnung als «Hotelpark» stimmt nicht ganz, ist die Anlage doch nämlich nicht nur für die Gäste des Grandhotels Giessbach, sondern auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Dieser öffentliche Zugang ist ganz bewusst so gewählt und entspricht vollumfänglich dem Credo der Stiftung «Giessbach dem Schweizervolk», welche der Umweltschützer Franz Weber 1982 ins Leben rief, um das wunderschöne Hotel der Belle Époque vor dem Abriss und das Giessbach-Ensemble vor der Verschandelung zu retten.

Juwel und Besuchermagnet des Parks ist und bleibt dabei der Giessbach-Wasserfall. Diesem gewaltigen Naturschauspiel ist das Belle-Époque Hotel sowie die älteste Standseilbahn Europas, welche seit 1879 die Gäste von der Schiffanlegestelle zum Hotel hinaufbringt, zu verdanken.

Doch der Aufwand für den Unterhalt dieser Erlebniswelt und der historischen Zeitzeugen ist immens. Jahr für Jahr stehen Ausgaben für Berg- und Wegsicherung sowie die Baum- und Parkpflege an. Und natürlich auch Sanierungsarbeiten an den historischen Gebäuden im Innen- und im Aussenbereich. Diese stetig steigenden Ausgabeposten sorgen denn auch für Sorgenfalten bei Vera Weber, die das Präsidium der Stiftung «Giessbach dem Schweizervolk» innehat: «Dank dem hervorragend laufenden Hotelbetrieb können die Giessbach-Fixkosten gedeckt werden, doch uns fehlt immer sehr viel Geld für dringend nötige Sanierungen.» Der Hotelbetrieb finanziert zwar seit Jahren Sanierungen und Unterhaltsarbeiten mit, was eigentlich Sache der Eigentümerin, sprich der Stiftung, wäre, «doch für die gewaltigen Brocken, die uns bevorstehen, reicht dies schlicht nicht», so Vera Weber. Im wahrsten Sinne des Wortes ein grosser Brocken ist die Felssicherung, die 270 000 Franken kosten wird. Noch gewaltiger ist die vom Bundesamt für Verkehr vorgeschriebene Sanierung der historischen Standseilbahn, die mit
insgesamt 1,2 Millionen Franken – verteilt über zehn Jahre – zu Buche steht. Hinzu kommen Aufwendungen für die Instandhaltung des Parks von 145 000 Franken pro Jahr und 320 000 Franken für die dringend notwendige Sanierung der Hotelsäle sowie jener Badezimmer, die auf den heutigen Hotelstandart gebracht werden müssen.

«Die Finanzierung der grossen Unterhalts- und Sanierungsarbeiten macht uns seit längerer Zeit Kummer. Die Corona-Krise hat die bereits schwierige Lage nun zusätzlich verschärft», sagt Vera Weber. Deshalb prüft der Stiftungsrat derzeit alle Möglichkeiten, um an mehr Geld zu kommen.

Zwei Punkte sind klar:
1. Die Giessbach-Welt muss in Schweizer Händen bleiben, ergo unbedingt Eigentum der Stiftung Giessbach dem Schweizervolk bleiben, um zu
sichern, dass dieses einmalige Ensemble von Natur und Architektur für uns und die nach uns folgenden Generationen gesichert ist.

2. Der erfolgreiche 4-Sterne Hotelbetrieb kann nicht viel mehr Umsatz erwirtschaften als heute bereits tut – die Monate der Corona-Krise ausgeklammert – ohne eine Erhöhung der Preise, was nicht im Sinne des Giessbach wäre. Die Auslastung der Zimmer und der Restaurants ist Top, die Personal- und Warenkosten sind absolut unter Kontrolle. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher steigt Jahr für Jahr.

So ist es für die Stiftung Giessbach dem Schweizervolk unerlässlich, einen Kreis von Giessbach-Freunden aufzubauen, die sich bereit erklären, jedes Jahr Beiträge zu spenden, damit die Einmaligkeit des Giessbach erhalten bleibt und dringende Sanierungsarbeiten überhaupt möglich werden. Gleichzeitig soll mit diesen Beiträgen auch langfristig der Unterhalt des Giessbach-Naturparks sichergestellt werden.

Corona: Finanzierungslücke
Durch die Corona-Krise hat sich die herausfordernde finanzielle Lage für Giessbach äusserst zugespitzt. Für die kurz- bis mittelfristig anstehenden massiven Finanzierungslücken hofft der Stiftungsrat «Giessbach dem Schweizervolk» auf die Tausenden von Menschen in der Schweiz und im Ausland, die hier am Brienzersee ihren Glücksort gefunden haben. Vera Webers Appell ist denn auch als ein Ausdruck der Freude und Hoffnung zu verstehen: «Wenn viele Freunde des Giessbachs für die Sicherung der Zukunft dieses einmaligen Naturparks einen Betrag spenden, dann werden wir es schaffen – und wir müssen es schaffen!»

 

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