27.11.2023
Leonardo Anselmi

Katalonien setzt ein Zeichen gegen «Correbous»

Seit 2010 sind die grausamen «Corridas» in der autonomen Region Spaniens verboten. Ein Bündnis von Anti-Stierkampf-Organisationen, zu denen auch die FFW gehört, nahm danach die grausamen Praktiken der «Correbous» ins Visier. Am 25. Oktober stimmte das katalanische Parlament einem ersten Antrag zu, diese zu verbieten.

Nachdem «Corridas» in Katalonien seit 2010 verboten sind, setzt das Parlament in der autonomen Region Katalonien nun ein weiteres Zeichen und stimmt einem ersten Antrag zu, auch die «Correbous» zu verbieten. Diese erste Abstimmung markiert den Beginn einer Kampagne, die uns in Spanien in den nächsten 12 bis 18 Monaten beschäftigen wird. Es gibt zwei äusserst polarisierte Lager – die Stierkampfgegner und die «Aficionados». Bei der ersten Abstimmung stimmten 29 Parlamentsmitglieder für die Abschaffung und 19 dagegen – bei 83 Enthaltungen. Nun geht es bei der zweiten Abstimmung um das eigentliche Verbot. Wir bereiten uns auf eine komplizierte und schwierige Kampagne vor und setzen alles daran, ein gross angelegtes Verbot von Stiershows in Katalonien zu erreichen.

Um was geht es?
In Katalonien gibt es vier verschiedene Arten von «Correbous», bei allen wird der Stier nicht direkt getötet. Drei dieser «Traditionen» sollen per Gesetz verboten werden, während die vierte am wenigsten Kritik hervorruft.

«Toro embolado» – die strittigste Variante
«Toro embolado» ist die «Corrida»-Variante, die in der Bevölkerung am meisten Empörung hervorruft. Dabei werden die Hörner der Stiere angezündet, bevor die Tiere inmitten von Menschenmassen freigelassen werden. Die Grausamkeit beginnt lange vor dem Anzünden der Hörner. In der Vorbereitungsphase kommt es sehr häufig vor, dass der Stier stürzt, sich den Kopf verletzt, sich im Seil verdreht oder am Pranger falsch positioniert wird. Dem fixierten Tier werden Beschläge mit Kugeln an den Hörnern befestigt. Die Kugeln sind mit einer brennbaren Substanz getränkt, die das Feuer sehr lange brennen lässt.

Auf diese Weise werden mehrere Stiere vorbereitet und dann freigelassen, indem das Halteseil durchgeschnitten wird. Der Stier irrt panisch durch die provisorische Arena in den Strassen des Dorfes und rennt auch auf die Zuschauer zu. Das unwürdige Spektakel dauert zwischen 20 und 30 Minuten. Auch wenn das Endziel nicht die Tötung ist, können die erlittenen Verletzungen und das Trauma lebensbedrohlich sein. Ein Teil der Tiere wird daher nach dem «Fest» direkt zum Schlachthof gebracht.

«Toros ensogados» – unscheinbare Grausamkeit
«Toro ensogado» ist weniger «auffällig», aber genauso grausam. Hier wird ein langes Seil an den Hörnern des Stiers befestigt, um seine Richtung und seine Bewegungen kontrollieren zu können. So rennt das Tier während 30 bis 50 Minuten durch die Strassen. Die Tiere werden an die Grenzen ihrer aeroben Kapazität getrieben. Schon kurz nach dem Start stellen sie auf die Bauchatmung um, was am offenen Maul, der heraushängenden Zunge und dem Speichelfluss erkennbar ist. Es kommt oft vor, dass die Tiere das Rennen vor Erschöpfung nicht beenden können und vom LKW abgeholt werden müssen. Ein grausames Schauspiel, das in den Sommermonaten durch Hunger oder Durst noch verschlimmert wird. Oft sterben die Stiere auf offener Strasse oder im Inneren der Lastwagen, die sie abtransportieren.

Stierkampfveranstaltungen am Strand wurden schon vor vielen Jahren aufgrund von Hygieneproblemen verboten. 2013 stoppte eine gerichtliche Anordnung auch die «Correbous» im Meer. Die Stiere wurden ins Meer geworfen, um sie dann mit einem Boot und einem Seil zu «retten», das um ihren Hals oder ihre Hörner gelegt wird. Viele Stiere sind auf diese Weise ertrunken. Für die anderen ging das Leiden an Land weiter. Diese «Correbous» finden in der Praxis nicht mehr statt. Es ist dennoch wichtig, dass das neue Gesetz das endgültige Verbot bestätigt.

Bei «Stier auf der Strasse», auf Katalanisch «bou al carrer», wird der Stier in kleinen temporären Arenen freigelassen. Manchmal werden dafür Strassen mit Zäunen abgesperrt. Wenn Personen sich in die Nähe der Tiere wagen, entsteht Angst und Stress, manchmal ereignen sich Unfälle, die für die Stiere als auch für die Menschen tödlich ausgehen. Unverständlicherweise entsteht auf diese Weise eine Feststimmung, die auch die Familien anspricht und bei der auch Kinder teilnehmen. Trotzdem wird diese Art der «Correbous» in der Bevölkerung weniger kritisch betrachtet und folgen so der Meinung einiger Journalisten und Politiker. Für Tierärzte und Tierschutzorganisationen ist allerdings klar, dass auch «bou al carrer» eine Grausamkeit darstellt.

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