Das Projekt «Treytorrens Nord-Rte de Treytorrens 3,5, 7,9», im Rahmen des von der Gemeinde Puidoux ausgearbeiteten Bezirksplans konzipiert, wird von seinen Projektträgern – der Erbengemeinschaft von Jean und Pierre Testuz und der Immobiliengruppe Orlatti Real Estate – als einfache «Umstrukturierung eines Winzerstandorts» dargestellt. Die Realität sieht anders aus:
Die unverhältnismässige spekulative Immobilienentwicklung bedroht das einzigartige Weinbaugebiet Dézaley im Herzen des UNESCO-Weltkulturerbes Lavaux. Mit dem Bauprojekt wird der UNESCO-Schutz des gesamten Lavaux-Gebiets und der seit Jahren eindeutig ausgedrückte Wille des Volkes direkt in Frage stellt. Gegen diese Bedrohung eines der schönsten Touristenziele der Schweiz wehrt sich der Verein Sauver Lavaux mit vereinten Kräften, und wird dabei von Helvetia Nostra unterstützt.
Wie Suzanne Deblüe, neue Präsidentin des von Franz Weber gegründeten Vereins Sauver Lavaux, anprangert, ist das vorliegende Bauprojekt keine ‚einfache‘ Bedrohung unter vielen: Im Gegenteil, es ist ein direkter Angriff auf eine symbolische Stätte – ein Akt der willentlichen Entstellung des emblematischen Ortes, dessen Schönheit schon der Dichter und Schriftsteller C.-F. Ramuz besungen hat. Landwirtschaftliche Gebäude müssten den geplanten Luxuswohnungen sowie einem Gewerbegebiet weichen (Theoretisch wären dies ein Restaurant, Hotelzimmer und weitere, noch nicht definierte Anlagen, für die es bisher keine bekannten Käufer oder Mieter gibt). Das Projekt ist dabei nicht nur in Bezug auf die Tradition des Weinbaus völlig absurd. Die Gegner des Bauvorhabens – die am Dienstag, 18. Februar 2020, vor der Gemeinde Puidoux ihre Argumente vorbrachten – verurteilen den skandalösen Verstoss gegen das Gesetz zum Schutz von Lavaux (LLavaux), die kommunalen Vorschriften der Baupolizei von Puidoux und des kantonalen Gesetzes über den Natur- und Heimatschutz (LPNMS) auf Schärfste. Die Gemeinde gibt an, sie sei sich «der Sensibilität» des Ortes bewusst, versteckt sich allerdings hinter einem Quartierplan, um die Annahme des Projekts zu rechtfertigen, die offenbar bereits im Voraus entschieden worden war.
Der Status als UNESCO-Weltkulturerbe wird mit den Füssen getreten!
Für Sauver Lavaux und die weiteren Heimatschutzorganisationen bedroht das Projekt eindeutig den Status und die Schönheit einer aussergewöhnlichen Stätte, die von der UNESCO aus diesem Grund zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Die geplanten Hufeisenkonstruktionen der Überbauung rund um das alte Winzerhaus würden den Ort für immer entstellen. Vor allem hat diese Immobilienentwicklung keinen realen Bezug zum Weinbau, obwohl die Region eben genau aufgrund ihrer engen Beziehung zwischen Landschaft und Winzer zum Weltkulturerbe gehört …
Es handelt sich dabei in keiner Weise um eine «Umwandlung der vorhandenen bebauten Anlage», sondern bedeutet die Zerstörung der gesamten dem Weinbau gewidmeten Gebäude rund um das altehrwürdige Haus herum.
Die Verwirklichung eines solch überdimensionierten Immobilienprojekts könnte für die UNESCO ein guter Grund sein, Lavaux von der Liste der Weltkulturerbestätten zu streichen – nach all den Bemühungen, diesen weltweit anerkannten Status zu erhalten.
Eine sehr reale Bedrohung
Sauver Lavaux kommt zum Schluss, dass die Gefahr einer Entstellung der Region sehr real ist. Für Vera Weber, neue Vizepräsidentin des Vereins Sauver Lavaux, ist ein solches Projekt nicht nur eine Beleidigung der Erinnerung an Franz Weber, sondern lässt insbesondere den mehrfach an der Urne bekräftigten Wunsch der Waadtländerinnen und Waadtländer ausser Acht, Lavaux zu schützen. Gemeinsam mit Helvetia Nostra wird Sauver Lavaux seinen Kampf gegen das Bauvorhaben falls notwendig bis zum Bundesgericht fortsetzen. Insbesondere auch deshalb, weil die ungünstige wirtschaftliche Lage des Schweizer Weinsektors andere Winzer dazu zwingen könnte, ebenfalls den abwegigen Pfad des Immobilienkompromisses einzuschlagen, wie dies ein anderer Winzer aus Lavaux treffend bemerkt.
Kommitee Sauver Lavaux wächst
Unabhängig von der Dringlichkeit dieser Angelegenheit hat der Verein Sauver Lavaux kürzlich beschlossen, weiter zu wachsen, um seine Wirksamkeit und Schlagkraft auszubauen. Das Komitee wird neu von Suzanne Deblüe, bisher Generalsekretärin, präsidiert, während Vera Weber, Präsidentin der Fondation Franz Weber, als Vizepräsidentin ernannt wurde. Der Verein kann sich auch weiterhin auf Marcel Heider verlassen, der seit Jahren Speerspitze von Sauver Lavaux ist.
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