1972 bedroht ein Immobilienprojekt die einmaligen Weinberge von Lavaux. Franz Weber, der von den Bürgerinnen und Bürgern von Aran-Villette um Hilfe gebeten wird, begibt sich an den Ort des Geschehens. Von der Schönheit des Weingebiets überwältigt, gründet er am 4. Februar 1972 den Verein Sauver Lavaux. Nach drei kantonalen Initiativen steht das Lavaux dank ihm unter Schutz.
Wir schreiben das Jahr 1972. Aufgeschreckt durch ein Bauvorhaben schlägt eine Handvoll Einwohner und Winzer von Aran-Villette Alarm: Lavaux, dieses herrliche terrassenförmig angelegte Weingebiet am Ufer des Genfersees ist in Gefahr.
Die Einwohner sind verzweifelt und trauen nur einem Menschen zu, das Gebiet zu retten: Franz Weber. Dieser lebt damals als Journalist in Paris. Doch er hat sich bereits erfolgreich für die Rettung des Dorfes Surlej und der jeweiligen Ufer des Silser- und Silvaplanersees eingesetzt, und die Men- schen glauben an ihn. In ihren Augen ist Franz Weber der Einzige, der das Lavaux retten kann.
Sie haben Recht! Als sie ihn um Hilfe bitten, begibt er sich unverzüglich an den Ort des Geschehens. Überwältigt von der Schönheit des Gebiets gründet er am 4. Februar 1972 zusammen mit seiner Frau Judith und Marcel Heider, Rechtsanwalt in Lausanne, den Verein Sauver Lavaux (Rettet das Lavaux).
Winzerinnen und Winzer, die von der Initiative begeistert sind, treten dem Komitee des Vereins bei, darunter auch Suzanne Debluë, die heutige Präsidentin von Sauver Lavaux.
Erster Schutz einer ganzen Region
Für Franz Weber steht fest, dass nur eine grossangelegte Aktion das Weingebiet retten kann. Daher lanciert er 1973 eine kantonale Initiative mit dem Ziel, den Schutz des gesamten Gebiets von Lavaux in der Waadtländer Verfassung zu verankern. Mit sensa- tionellem Ergebnis! Obwohl lediglich 12 000 Unterschriften benötigt werden, erhält Sauver Lavaux 28 000. Zum ersten Mal in der Schweiz gelingt es mithilfe einer kantonalen Initiative, die typischen landwirtschaftlichen Merkmale einer ganzen Region zu schützen. «Der Kanton bekämpfte die Initiative mit einem Gegenvorschlag», erinnert sich Suzanne Debluë, «doch das Gebiet liegt den Waadtländerinnen und Waadtländern zu sehr am Herzen. Überwältigend haben sie sich dafür stark gemacht, den Weinberg und die Landschaft ein für alle Mal zu schützen».
Grosserfolg mit «Sauver Lavaux 2»
2002 will der Kanton Waadt eine Revision seiner Verfassung nutzen, um den durch die Initiative von Franz Weber eingeführten Artikel zu streichen. Dieser ist entrüstet. Er prangert die beabsichtigte Streichung als eine nicht hinnehmbare Verletzung des Volkswillens an und lanciert mit der «Sauver Lavaux 2» eine neue Initiative, die von der Bevölkerung 2005 mit 81 Prozent der Stimmen angenommen wird. Doch der Verein muss feststellen, dass sich trotz dieses haushohen Sieges die Bauvorhaben häufen, und legt eine Beschwerde nach der anderen ein. Mit «Sauver Lavaux 3» versucht er vergeblich, das Gesetz zu verschärfen. Zum ersten Mal wird die Initiative abgelehnt und stattdessen ein Gegenvorschlag der Waadtländer Kantonsregierung angenommen.
Bewahrung einers Juwels
Doch Sauver Lavaux kämpft weiter – Tag für Tag. Denn trotz der Ernennung des Gebiets zum UNESCO-Weltkulturerbe stehen die Weinterrassen weiterhin im Fokus der Immobilienentwickler. «Man vergisst manchmal, dass wir es Franz Weber und Sauver Lavaux zu verdanken haben, wenn wir uns auch heute noch an dieser weltweit einzigartigen Landschaft erfreuen dürfen und auch kommende Generationen in diesen Genuss kommen werden», erklärt Vera Weber, Vizepräsidentin von Sauver Lavaux. «Genau das ist das Vermächtnis meines Vaters: Es ist ihm gelungen, dieses herrliche Juwel für die Bürgerinnen und Bürger des Kantons Waadt, der Schweiz und der gesamten Welt zu bewahren».
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