17.01.2023
Fondation Franz Weber

Medienmitteilung: Sechs tote Elefantenjunge in drei Jahren – im Zoo Zürich ist ein Umdenken nötig

Am Montag, 16. Januar, gab der Zoo Zürich bekannt, dass die 17-jährige Elefantenkuh Farha in der Nacht zum Sonntag ein Junges zur Welt gebracht hatte. Das Jungtier starb kurz nach der Geburt, der Zoo Zürich bezeichnete es als «zu schwach zum Leben.» Damit verliert der Zoo Zürich das sechste Elefantenjunge seit 2020. Die Fondation Franz Weber (FFW) fordert, dass die Haltung von lebenden Elefanten grundlegend überdacht wird – in Zürich und anderswo.

Fünf Elefanten leben im Zoo Zürich, der sich rühmt, ein weltweites Vorbild in der Elefantenhaltung zu sein und beste Bedingungen zu bieten, damit sich diese fortpflanzen können. Tatsache ist, dass seit 2020 sechs Elefantenjunge im Zoo Zürich aufgrund von Gesundheitsproblemen ums Leben kamen, der letzte in der Nacht zum Sonntag. In seiner Medienmitteilung schreibt der Zoo, dass Farha und ihre Mutter (die Grossmutter Ceyla-Himali) sich «vorbildlich» verhalten hätten. Die Aussage täuscht vor, dass die Elefanten im Zoo ihre natürlichen Verhaltensweisen entfalten können, aber dem ist nicht so. Der Zoo ist nun zum Umdenken gefordert und muss endlich einsehen, dass eine tiergerechte Haltung in Gefangenschaft für Elefanten nicht möglich ist.

Probleme bei der Haltung
Im April und August 2020 waren zwei junge Elefanten gestorben, weil sie von den anderen Elefanten des Zoos zertrampelt wurden. Bereits damals schob der Zoo Zürich vor, es handle sich um «ein natürliches Verhalten.» Die FFW widerlegte diese Aussage unter Berufung auf einen Artikel des Elefantenbiologen Dr. Keith Lindsay. Gemäss diesem sind die Todesfälle alles andere als natürlich, sondern durch die Haltungsbedingungen des Zoos verursacht. Im vergangenen Jahr hatte der Zoo drei junge Elefanten durch das Herpesvirus EEHV verloren. In einer Medienmitteilung hatte die FFW erklärt, warum auch diese Todesfälle entgegen den Behauptungen des Zoos nicht natürlich waren, sondern auf Managementprobleme hindeuten. Das Fazit der FFW-Nachforschungen: Sämtliche Todesfälle sind mit grosser Wahrscheinlichkeit direkt auf die Bedingungen in der Gefangenschaft zurückzuführen.

Wider die Natur
Elefanten in Zoos werden auf engem Raum zusammengepfercht, ohne wirkliche Gelegenheit für angemessene körperliche Bewegung. Das Futter muss nicht gesucht werden und die Tiere haben keine Möglichkeit, dieses selbst zu wählen. Dies führt zu vielen Fällen von Fettleibigkeit. Der Zoo Zürich hat ein chronisches Problem mit der körperlichen Verfassung seiner Elefanten. Insbesondere Farha leidet an Fettleibigkeit. Die Fettleibigkeit ist bei Elefanten mit zahlreichen Gesundheitsproblemen verbunden, darunter auch reproduktive Probleme wie das Geburtsgewicht des Elefantenbabys und Schwierigkeiten bei der Geburt, wie sie vom Zoo berichtet werden1.

Elefanten empfinden Trauer
Für Farha ist es das dritte Baby, das nicht überlebt. Normalerweise liegt der Abstand zwischen den Schwangerschaften bei Elefanten bei etwa fünf Jahren – Farhas letzte Schwangerschaft lag jedoch nur etwa ein Jahr zurück. «Da Elefanten sehr soziale und intelligente Tiere sind, empfinden sie diese Todesfälle als ein echtes Trauma – eine grosse Trauer für alle überlebenden Tiere», so Dr. Keith Lindsay, der auch Mitglied der Expertengruppe für Afrikanische Elefanten der IUCN ist2. «Die Zoos versuchen weiterhin, ihre Elefanten unbedingt zu vermehren, obwohl sie nicht die natürlichen Bedingungen dafür bieten, und ohne Rücksicht auf die physische und psychische Gesundheit dieser Tiere. Das ist schlichtweg grausam».

Freiheit statt Zucht
Der Zoo Zürich glaubt, mit seinem Zuchtprogramm zum Schutz der Elefanten beizutragen. In Wirklichkeit nimmt die Zahl der wilden Elefanten in Asien wie auch in Afrika stetig ab. Dies gilt auch für die Zahl der Elefanten in Zoos, wo die Sterblichkeit die Geburtenrate bei weitem übersteigt. Deshalb müssen Zoos Elefanten importieren, die in freier Wildbahn gefangen werden – auf Kosten der wild lebenden Populationen. Ohne diese würden Elefanten in den Zoos dieser Welt verschwinden, und zwar im Zeithorizont von 50 Jahren3. «Die Bemühungen der Zoos, Elefanten in Gefangenschaft zu züchten, und die enormen finanziellen Mittel, die sie dafür aufwenden, wären viel nützlicher für den Schutz der Art in ihrem natürlichen Lebensraum», so Vera Weber, Präsidentin der FFW. «Diese Tiere in Gefangenschaft zu halten und zu versuchen, sie zur Fortpflanzung zu bewegen, trägt absolut nicht zur Erhaltung der Art bei, sondern setzt nur das immense Leid fort». Vera Weber fordert nicht nur den Zoo Zürich, sondern auch alle anderen auf, ihre Elefantenhaltung grundlegend in Frage zu stellen.

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