12.04.2023
Patrick Schmed

Feuerwerk – eigentlich keine zündende Idee

Einige wenige freuts, für Unbeteiligte, Kleinkinder, Tiere und die Umwelt sind Raketen, Zuckerstöcke, Böller und andere pyrotechnische Effekte häufig ein Graus. Die Auswirkungen sind gravierender als man denkt, deshalb will eine Initiative den Einsatz von Feuerwerken einschränken.

«Des einen Freud, des anderen Leid», dieses Sprichwort ist uralt, und doch scheint es fast wie eigens für die Pyrotechnik erfunden worden zu sein. Zündholz, Lunte, Knall, Farben, Licht, Rauch und «Ah und Oh.» Vielmals ist das Spektakel schnell einmal vorbei, während an anderen Orten ein Drama beginnt. Die Auswirkungen eines Feuerwerks können folgenschwer sein für Tier, Natur und Mensch. Dies bewusst zu machen und einen sinnvollen Umgang in Zusammenhang mit Raketen, Zuckerstöcken, Knallkörpern und anderen pyrotechnischen Effekten zu finden, ist das Ziel der «Initiative für eine Einschränkung von Feuerwerk».

Partnerschaft aus Überzeugung
«Eigentlich wollte ich schon vor Jahren eine ähnliche Initiative starten», reflektiert Vera Weber. Die Fülle von Projekten, angefangen bei der Zweitwohnungsinitiative, liessen sie das Vorhaben immer wieder nach hinten schieben. «Als sich ein Initiativkomitee zur Einschränkung von Feuerwerk zusammenfand, war sofort klar, dass wir uns beteiligen», sagt die Präsidentin der Fondation Franz Weber. Die Unterschriftensammlung begann am 3. Mai letztes Jahr, inzwischen sind etwas über 50’000 Unterschriften zusammengekommen. Die andere Hälfte soll spätestens bis zum 3. November gesammelt werden. Dafür will die Fondation Franz Weber zusammen mit dem Schweizer Tierschutz, der Stiftung für das Tier im Recht, Vier Pfoten und anderen Unterstützern noch mehr über die Schattenseiten des «Feuerwerkens» informieren.

Tiere im Stress
Wer selbst eine Katze, einen Hund oder andere Tiere zum Haushalt zählt, weiss um die Wirkung der Knallkörper auf die sensiblen Ohren und die Verfassung ihrer Lieblinge. Zahlreiche internationale Studien belegen die schädliche Wirkung von lauten Schallwellen. Tiere flüchten panisch, können gesundheitlichen Schaden nehmen, einige erleiden Unfälle oder sterben gar an Herzversagen. Bei Haustieren ist dies offensichtlich, doch gilt es auch, an Wildtiere zu denken. Knallereien an Silvester können sie beispielsweise aus dem Winterschlaf reissen, was oft fatale Folgen für sie haben kann. «Auch für Vögel sind Feuerwerke ein Graus», weiss Vera Weber aus Studien. Denn im Gegensatz zu Gewittern kommt das Knallen unangekündigt aus dem Nichts und von allen Seiten, dazu erschreckt das künstlich erzeugte Licht die Flugtiere.

Es geht nicht nur um die Vierbeiner
Was für Tiere gilt, trifft auch auf einige Menschen zu. Personen mit Angststörungen, Knallphobie, Autismus und anderen Einschränkungen leiden teilweise richtiggehend unter den Schallwellen. In ähnlicher Weise können auch Unbeteiligte von einem nahen Feuerwerk überrumpelt werden. Die Freude der Kinder wird häufig als Vorwand für den Einkauf von Feuerwerk vorgeschoben, dabei haben insbesondere Kleinkinder Angst vor den Knall- und Lichteffekten. Diese verliert sich häufig erst im Lauf einiger Jahre. Dabei ist sie durchaus berechtigt, denn Berichte über Verbrennungen, Unfälle, Gehörschäden und Brände gehören zum traurigen Nachklang vieler Feuerwerke.

Die Dosis macht es aus
«Da stellt sich wirklich die Frage, ob die kurze Freude in einem angemessenen Verhältnis zu den Nebenwirkungen eines Feuerwerks steht», findet Vera Weber. «Zumal Feuerwerk in der Schweiz nicht nur am 1. August gezündet wird, sondern gerne auch Tage vor- oder nachher.» An Silvester oder anlässlich von Feiern und Events hat sich das Anzünden von Feuerwerkskörpern inzwischen ebenfalls eingebürgert. Die Appelle, dabei Mass zu halten, haben schlichtweg nichts gebracht. Weil die Haushalte über das nötige Geld verfügen, wird das Feuerwerk meist gedankenlos gekauft und verwendet, auch wenn es für Silvester, Feiern und Events keine Tradition dafür gibt. «Aus diesem Grund ist es nicht nur sinnvoll, sondern sogar dringend nötig, den Einsatz von Pyrotechnik zu regulieren», bringt es Vera Weber auf den Punkt.

Die Pyrotechnik ist wohl ebenso althergebracht wie der eingangs erwähnte Sinnspruch. Das heisst, sie funktioniert immer noch auf der Basis von chemischen Stoffen und Explosionen. Dass dabei in der Masse grosse Mengen an CO₂-Emissionen entstehen, lässt sich nicht von der Hand weisen. Hell leuchtende Sätze enthalten zudem metallische Brennstoffe und häufig sogar Schwermetalle. Heute weiss man, dass Feuerwerke rund zwei Prozent der Schweizer Feinstaubemissionen verursachen. Die 320 Tonnen, die pro Jahr anfallen, enthalten krebserregende und klimaschädliche Russanteile. «Bei der Nachfrage nach Feuerwerken in der Schweiz kann man da nicht mehr einfach wegschauen», betont Vera Weber. Deshalb braucht es nicht nur Einschränkungen, sondern auch Alternativen mit Laser und Drohnen. An einigen Orten konnte man damit bereits beweisen, dass der einen Festfreude nicht unbedingt mit anderen Leid verbunden sein muss.

Was verlangt die eidgenössische Volksinitiative «Für eine Einschränkung von Feuerwerk»?
In der Bundesverfassung soll «Art. 74a Feuerwerk» angepasst werden. Der Verkauf und die Verwendung von Feuerwerkskörpern, die Lärm erzeugen, sollen verboten werden. Die zuständige kantonale Behörde soll auf Antrag Ausnahmebewiligungen für Anlässe von überregionaler Bedeutung bewilligen können. Für Vollzug der Vorschriften wären die Kantone zuständig, soweit das Gesetz ihn nicht dem Bund vorbehält. Art. 197 Ziff 13 enthält eine Übergangsbestimmung, wonach das Gesetz spätestens zwei Jahre nach der Annahme durch Volk und Stände in Kraft treten soll.

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