01.01.2014
Monica V. Biondo

Reagieren statt Verlieren: Die Rapid Response Facility

Sie kommt zum Einsatz, da wo es brennt. Buchstäblich und sinnbildlich: Die Rapid Response Facility RRF, ein UNESCO-Organ zum raschen Handeln bei Umweltbedrohungen in UNESCO Weltnaturerbe-Parks. Bei Wilderei, Abholzung, Unfällen und zerstörerischen Projekten aller Art reagiert die RRF sofort, hilft und finanziert. Die Fondation Franz Weber ist seit Januar 2013 Partner der RRF.

Die letzten Sumatra-Nashörner; vom Aussterben bedrohte Orang Utans und Tiger; die stark gefährdeten Asiatischen Elefanten und zahlreiche weitere bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Sie alle leben in den tropischen Regenwäldern von Sumatra, teilweise endemisch, das heisst, es gibt sie nur hier. Und sie alle sind ein Fall für die Rapid Response Facility RRF, ein Organ der UNESCO zur schnellen und unbürokratischen Reaktion auf Umweltbedrohungen aller Art. Denn die besagten Waldgebiete mit drei eingeschlossenen Nationalparks gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe. Was hat nun aber die Fondation Franz Weber damit zu tun? Wir sehen es an den folgenden Beispielen.

Geld und Gold
Über 30 Jahre ist eine Wildhüter-Spezialeinheit in den geschützten und angrenzenden Waldungen Sumatras erfolgreich gegen Wilderer vorgegangen. Dann ändert sich plötzlich alles. Als 2013 die Regierung der indonesischen Provinz Aceh im Nordwesten von Sumatra wechselt, wird die Einheit aufgehoben – ersatzlos. Für die Wildtiere und den Artenschutz ist dies eine Katastrophe mit weitreichenden Konsequenzen. Denn die verbleibenden 100 bis 200 Sumatra-Nashörner sind jetzt noch akuter vom Aussterben bedroht. Bis zu 50‘000 US-Dollar kann ein Kilogramm Horn einbringen. So erstaunt es nicht, dass die Wilderer auch noch das letzte Nashorn niederstrecken wollen. Je rarer ein Tier, desto mehr Geld bringt es ein. Es muss also sofort gehandelt werden. Sonst existieren die Sumatra-Nashörner bald nur noch im Internet.

Mehr noch: Die Regierung in Aceh will den Bergbau in bislang geschützten Wäldern ausweiten. Gold lockt mehr als Schutzreservate. So hat
die Regierung letztes Jahr 1,2 Millionen Hektar Wald für den Bergbau freigegeben – das entspricht 12‘000 Quadratkilometern, fast einem Viertel der Schweiz.

Reagieren ohne Verzug
Doch nun kommt die von der Fondation Franz Weber mitfinanzierte RRF zum Einsatz. Bei der Institution geht ein Antrag ein: Die aufgehobene
Wildhüter-Spezialeinheit soll für eine Übergangszeit von sechs Monaten finanziert werden, bis eine neue Einheit aufgebaut ist. Dem Antrag liegt eine detaillierte Zusammenfassung bei, ergänzt durch Referenzen von Experten der Weltnaturschutzunion IUCN sowie von Wissenschaftlern vor Ort. Die Wildhüter würden ihr Leben derzeit sogar ohne Lohn riskieren, um die Sumatra-Nashörner vor Wilderern und damit vor ihrer Ausrottung zu bewahren, heisst es. Die Zeit drängt – wie immer, wenn bei der RRF ein Alarm eingeht.

So auch am 17. Januar 2013. Das amerikanische Minensuchschiff «USS Guardian» läuft auf dem philippinischen Tubbataha-Korallenriff auf
Grund. Dabei zerstört es rund 4‘000 Quadratmeter Korallenriff im streng geschützten Naturparadies, das ebenfalls zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört. Die USA erklären sich bereit, für die Schäden aufzukommen. Bei der RRF geht die Anfrage ein, die Kosten für eine unabhängige Schaden-Abschätzung zu übernehmen. Die RRF reagiert sofort, klärt ab und stellt in diesem Fall fest, dass die Verwaltung für die Evaluation anderweitige Finanzierungsmöglichkeiten hat. Die RRF kann sich zurückziehen.

Die FFW hilft
Die Möglichkeit, sofort Beträge von bis zu 30‘000 Dollar für Notfälle und Katastrophen in UNESCO-Weltnaturerbe-Parks und anderen Gebieten mit hoher Artenvielfalt zu sprechen, macht die RRF zur einzigartigen Institution. Seit 2005 hat sie über 30 Projekte finanziert, mit einer durchschnittlichen Umsetzungszeit von weniger als einer Woche. Kaum eine andere Organisation hätte so rasch und unbürokratisch reagieren können.

Die UNESCO selbst hatte eine Stiftung ins Leben gerufen mit der Verpflichtung, die RRF bis zu ihrer Etablierung zu finanzieren. Von Anfang an dabei war auch die Britische Naturschutzorganisation Fauna und Flora International, die seit den 60er Jahren in über 40 Ländern mehr als 140 Naturschutzprojekte betreut und von Persönlichkeiten wie David Attenborough getragen wird.

2012 löste sich nun die Stiftung der UNESCO auf – der richtige Zeitpunkt für die Fondation Franz Weber (FFW), zur Unterstützung der RRF an Board zu kommen. Als eine der wenigen internationalen Organisationen, die sich sowohl für die Natur als (mit Helvetia Nostra) auch für das Kulturerbe einsetzt, ist sie prädestiniert für eine Zusammenarbeit mit der UNESCO.

Unerlässliche RRF
Am philippinischen Tubbataha-Korallenriff haben die Meeresbiologen Anfang 2013 derweil kaum Zeit, die vom Minenräumer «USS Guardian»
angerichteten Schäden zu untersuchen, als sich das nächste Unglück ereignet, ein sehr symbolisches für unseren Umgang mit der ganzen lebenden Welt: Fast an der gleichen Stelle wie das amerikanische Militärschiff schrammt ein chinesisches Fischerboot in die Korallen, mitten ins streng geschützte Weltnaturerbe. Ein Unfall so folgenschwer wie er nur sein kann. Um den illegalen Kutter zu bergen, wird er entladen.
Dabei machen die Helfer einen grausigen Fund: 400 Kisten mit geschützten Schuppentieren – zehn Tonnen.

Für die kleinen, mit Hornschuppen bedeckten Säugetiere, auch Tannzapfentiere genannt, kommt jede Hilfe zu spät: tiefgefroren sind sie bestimmt für den Verzehr und ihre Schuppen für sogenannte medizinische Zwecke in China. Obwohl die Insekten fressenden Schuppentiere
weltweit geschützt sind und ihr Handel verboten ist, fallen jährlich Zehntausende der Wilderei zum Opfer. Der schreckliche Zufallsfund führt eindringlich vor Augen, wie wichtig die Arbeit und Unterstützung der Rapid Response Facility ist.

 

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