Britische Forschende stellten 1996 fest, dass die Krankheit vCJK – eine Variante der Creutzfeld-Jakob-Krankheit – wohl durch den Konsum von Rindfleischprodukten ausgelöst wird, welche mit dem BSE-Erreger (BSE ist auch bekannt unter dem Namen „Rinderwahnsinn“) kontaminiert waren. Die auf diese Entdeckung folgende Gesundheitskrise löste einen beträchtlichen Rückgang im Rindfleischkonsum aus. Weltweit wurden aufgrund von BSE und vCJK unzählige Rinder geschlachtet – allein in Grossbritannien waren es rund viereinhalb Millionen Tiere.
Entstehung: Die vCJK ist eine zoonotische Krankheit, das heisst, sie wird vom Tier auf den Menschen übertragen. Es liegen Belege für einen kausalen Zusammenhang zwischen der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (BSE), allgemein bekannt unter den Namen «Rinderwahnsinn», und der Variante der Creutzfeld-Jakob-Krankheit (vCJK) beim Menschen vor (CDC). Ursache der Erkrankung war in der Mehrheit der festgestellten Fälle von vCJK der Verzehr von Rinderprodukten, die mit dem Krankheitserreger von BSE kontaminiert waren (OIE, Collee, Bradley und Liberski, 2006).
Land: Die vCJK wurde erstmals in Grossbritannien diagnostiziert (CDC).
Jahr: Bestimmung der vCJK im Jahr 1996 (CDC). Der Höhepunkt der vCJK-Epidemie wurde in Europa zwischen 1999 und 2004 verzeichnet (ECDC).
Letalität: 228 Fälle von vCJK in 12 Ländern (CDC). Es handelt sich um eine neurodegenerative Erkrankung mit einer durchschnittlichen Dauer von 14 Monaten (Heath et al., 2010). Trotz intensiver Forschung gibt es bislang keine ursächliche Therapie: Einmal ausgebrochen, endet die vCJK nach wenigen Monaten bis Jahren tödlich.
Symptomatologie: Laut ECDC treten bei infizierten Personen zunächst psychiatrische Symptome (sehr häufig Depressionen oder Angstzustände) oder sensorische Symptome auf. Später kommt es zu neurologischen Symptomen, wie Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination), Demenz und Myoklonie (Unwillkürliche Muskelzuckungen). Die vCJK trifft tendenziell junge Menschen mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren.
Einige soziale und politische Konsequenzen:
Britische Forschende berichteten 2013, dass 1 von 2‘000 Personen im Land Träger des infektiösen Proteins (Prion) sei, das die vCJK auslöse (Gill et al., 2013).
Infolge von BSE wurden hauptsächlich in der Europäischen Union zahllose Rinder gekeult. Den in der Presse veröffentlichten Daten zufolge wurden im Rahmen des Programms zur Ausrottung der Seuche alleine im Vereinigten Königreich etwa 4,4 Millionen Rinder getötet (BBC).
Die «Rinderwahnsinn»-Krise führte dazu, dass der Verzehr von Rindfleisch für einige Zeit erheblich zurückging. Am stärksten betroffen waren Grossbritannien und Spanien. Taylor et al. (2016) stellten einen etwa zwei Jahre anhaltenden Rückgang des Fleischkonsums in den USA fest. Obwohl kein einziger Fall von BSE in Südkorea registriert wurde, reagierten auch die südkoreanischen Verbraucher, indem sie bestimmten Fleischsorten den Vorzug gaben, um das Gesundheitsrisiko zu verringern (Joung jin, 2008).
Presseberichten zufolge verboten weiterführende Schulen in Spanien und Grossbritannien in der Krise die Aufnahme von Rindfleisch in den Speiseplan der Schulkantinen. Gleichzeitig erholte sich der zuvor schwächelnde Fischereisektor, und spanische Unternehmen wie Pescanova verzeichneten einen Anstieg des Börsenkurses um 50% (Iragorri, 2001).
Obgleich die Viehzucht in Grossbritannien, wie auch in anderen Ländern, lange Zeit als eine Gelegenheit für wirtschaftliche Investitionen mit hohen Profiten galt, fiel der Preis für Rindfleisch auf britischem Boden um bis zu 40%. Besonders gravierend waren die Auswirkungen der BSE-Krise für kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe mit 100 bis 200 Rindern, die geschlachtet werden mussten. Etliche Landwirte in verschiedenen Regionen des Vereinigten Königreichs mussten in der Folge Konkurs anmelden (Holmes, 1998).
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