06.02.2023
Rebekka Gammenthaler

Notschlachtung von Schweinen – Für die FFW ist klar: die Proteinwende ist überfällig!

Zurzeit gibt es in der Schweizer Schweinehaltung einen massiven Überbestand. Es werden rund 10 Prozent zu viele Ferkel «produziert». Der Markt ist übersättigt. Schweizweit gibt es über 50’000 «überflüssige» Schweine. Dies führt nun zu drastischen Massnahmen wie Notschlachtungen und Billigexporte. So kann es nicht weiter gehen in der Fleischindustrie!

Mitte Dezember wurde die Belegschaft eines Schlachthofes in Basel zu Sonderschlachtungen aufgeboten. Solch eine Aktion gab es noch nie.

Wie kam es zu dieser Situation?
Der Schweizer Schweinemarkt hat keine Regulationen. Züchter und Mäster können so viel produzieren, wie sie wollen. Während Pandemie ging der Einkaufstourismus zurück und es wurde mehr inländisches Schweinefleisch gekauft. Dies motivierte viele Züchter und Mäster, ihre Bestände zu vergrössern.  Das war jedoch nur kurzfristig lukrativ, denn in der Zwischenzeit ist die Gewohnheit des Einkauftourismus wieder zurückgekehrt.

Normalerweise kommen Ferkel mit rund 25 kg vom Züchter zum Mäster. Erreichen sie im Maststall 110 kg, werden sie geschlachtet. Wegen der Überproduktion nehmen die Schlachthöfe jedoch weniger Schweine an. Das hat zur Folge, dass die Schweine in der Masthaltung grösser und schwerer werden und mehr Platz brauchen als im Regelfall. Die engeren Platzverhältnisse führen zu einer massiven Belastung für die Tiere. Es kommt zu qualvollem Stressverhalten wie dem sogenannten «Schwanzbeissen», was klar gegen das Schweizer Tierschutzgesetz verstösst.

Notschlachtung: Eine vermeintliche Lösung
Nun hat der Bund die Schlachtung als Notmassnahme eingeleitet. Der Bund finanziert den Billigexport von rund 30’000 Schweine. Der Richtpreis für Schweinefleisch liegt in Deutschland um einen Drittel tiefer als in der Schweiz. Das ist ein Verlustgeschäft für die Bauern, Züchter und Viehhändler – noch nie haben sie so wenig Geld für ihre Schweine bekommen wie jetzt. Aber auch die Steuerzahler werden zur Kasse gebeten. 20’000 Schweine sollen geschlachtet und eingelagert werden. Dafür hat der Bund max. 3 Millionen Steuer-Franken bewilligt. Gleichzeitig sind die Preise für Schweinefleisch für die Konsumentinnen und Konsumenten nur leicht gesunken.

Übermassiger Fleischkonsum erhöht die Kosten der Allgemeinheit
Eine Studie zu den indirekten Kosten unterschiedlicher Ernährungsstile in der Schweiz, welche die Denkwerkstatt unabhängiger Agrarfachleute «Vision Landwirtschaft» in Auftrag gegeben hat, kommt zu folgendem Schluss: Je mehr tierische Produkte die Ernährung beinhaltet, desto mehr Kosten bedeutet dies für den Staat und die Allgemeinheit. So gehen ca. 80 Prozent Subventionen des Bundes für die Produktion von Nahrungsmitteln an die Fleisch- und Milchproduktion. Hinzukommen durch die Fleisch- und Milchindustrie verursachte externe Kosten wie bspw. Umweltauswirkungen durch CO2-Emissionen und Pestizideinsatz. Auch diese Kosten müssen zum Grossteil durch die Allgemeinheit berappt werden.

Für die FFW ist klar, dass staatliche Subventionen dringend anders verteilt werden müssen. Und zwar so, dass sie Anreize für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion schaffen. Es kann nicht sein, dass die Verantwortung für eine nachhaltige Ernährung komplett auf die Konsumentinnen und Konsumenten abgewälzt wird. Es darf auch nicht sein, dass die Subventionspolitik im Lebensmittelbereich die Entwicklung hin zu nachhaltigeren Ernährungsstilen behindert und den ebenfalls vom Bund gesetzten Klima- und Umweltzielen diametral widerspricht.

Zusätzlich zur höheren Umweltbelastung und die dadurch ebenfalls entstehenden höheren Umweltkosten kam eine wissenschaftliche Studie der University of London 2018 zum Schluss, dass die durch übermässigen Fleischkonsum entstehenden Gesundheitskosten weltweit jährlich bei 285 Milliarden US-Dollar liegen. Eine vom Bund 2017 durchgeführte Studie besagt, dass der Fleischkonsum pro Person in der Schweiz durchschnittlich mehr als dreimal höher ist als die durch das Bundesamt für Gesundheit empfohlene Menge. Daraus lässt sich schliessen, dass auch in diesem Bereich massive Mehrkosten für die Bevölkerung entstehen, welche durch eine Ernährung mit mehr pflanzlichen Proteinen vermieden werden könnten.

Die FFW ist der Ansicht, dass die beschriebene Faktenlage klar aufzeigt, dass eine Proteinwende längst überfällig ist! Der Übergang zu einer überwiegend pflanzlichen Ernährung fördert ein gerechteres, nachhaltigeres und gesünderes und ethisch vertretbares globales Ernährungsmodell.

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