90 Prozent unserer importierten Konsumgüter werden mit Containerschiffen transportiert.
Fische aus Schottland etwa reisen zum Filetieren nach Vietnam. Als Filets kommen sie wieder per Schiff zurück nach Europa. Möglich machen dies die viel zu niedrigen Transportpreise. Dabei sind die versteckten Kosten dieser Transporte enorm: Allein die 20 grössten mit Schweröl betriebenen Containerschiffe stossen mehr Schwefeloxide aus als alle Autos dieser Welt.
Weniger ist mehr
Im Kampf gegen den Klimawandel schlagen wir uns selbst. Wir meinen, immer mehr Güterverkehr in Kauf nehmen zu müssen – quasi als unveränderbares Naturgesetz – und bauen deshalb immer neue Infrastrukturen. Das Hafenbecken 3 ist ein Paradebeispiel dafür. Dabei wissen wir: Die Belastung der Natur muss reduziert werden. Es ist höchste Zeit für eine Lebens- und Wirtschaftsweise, die dem übermässigen Konsum von Gütern, Stoffen und Energie ein Ende setzt. Die Verlagerung weg von der Strasse auf umweltverträgliche Transportmittel ist nur ein Schritt. Weitere Schritte heissen Reduktion und Vereinfachung.
Mehr Güterumschlag heisst auch mehr LKW-Fahrten
Über die künftige Entwicklung der Transportmengen im internationalen Güterverkehr streiten sich die Logistik-ExpertInnen. Die Annahme der Initianten des Hafenbeckens 3, dass in Zukunft noch mehr Güter transportiert und umgeladen werden müssen, ist selbst unter den Befürwortenden des Bauvorhabens umstritten. Im Hinblick auf die Klimaentwicklung und auf die rasch voranschreitende Digitalisierung mit ihren Möglichkeiten ist das Wachstumsdenken, das der Idee des Hafenbeckens 3 zugrunde liegt, weder wünschbar noch wahrscheinlich.
Sollten indes die Wachstumsprognosen der Hafenbecken-Befürwortenden tatsächlich eintreffen, ist eines klar: Mehr Güterumschlag im Basler Hafen heisst in jedem Fall auch mehr LKW-Fahrten durch Basel, durch die gesamte Schweiz. Umweltschutz geht anders.
Intelligente Logistik statt immer mehr Container
Industrie 4.0 und Digitalisierung verändern die Welt. Die kommenden Logistiknetzwerke sind offen, selbststeuernd und effizient. Die neuen modularen Seecontainer zum Beispiel ermöglichen laut ExpertInnen im Hafenbetrieb eine Effizienzsteigerung um das Zehnfache. Um diese Möglichkeiten effektiv zu nutzen, müsste die Binnenschifffahrt gezielt modernisiert werden. Mit finanziellen Anreizen könnten innovative technologische Lösungen à la «intelligente» Container gefördert werden. Doch was machen wir in Basel tatsächlich? Wir stecken weit über 100 Millionen Franken in ein Hafenbecken, das selbst die Schiffsführer ablehnen, weil es nicht effizient zu bewirtschaften wäre.
Energieverbrauch und Emissionen
Beim Energieverbrauch pro transportierter Gütertonne fällt die Bilanz der Strasse gegenüber Schiff und Bahn mehr als doppelt so schlecht aus. Und auch was den CO2-Ausstoss betrifft, schneidet die Strasse viel schlechter ab. Würde die elektrische Energie für die Eisenbahn ausschliesslich aus nachhaltigen Energiequellen stammen – was durchaus möglich ist – wäre die CO2-Bilanz der Eisenbahn am besten. Im Bereich der Luftschadstoffbilanz ist das Binnenschiff derzeit kaum besser als der LKW. Auch moderne Schiffe werden noch lange auf fossile Brennstoffe angewiesen sein und somit das Klima weiter belasten. Trotzdem will Basel den Hafen ausbauen und auf fossilbetriebene Schiffe setzen?
Es braucht intelligente Lösungen
Wenn die bedrohliche Zuspitzung der Klimaschäden begrenzt werden soll, braucht es ein grundlegendes Umdenken. Bisherige Strategien wie der ständige Ausbau von Infrastrukturen bringen uns nicht weiter. Im Gegenteil: Projekte wie das Hafenbecken 3 schaffen neue zusätzliche Probleme und zerstören einmalige Naturflächen.
Längst ist es Zeit für durchdachte, innovative Lösungen. Es gilt, bestehende Infrastrukturen effizienter und intelligenter zu nutzen. So nehmen wir unsere Verantwortung wahr. Die Zukunft braucht Lösungen, die Ressourcen und Natur schonen.
Das Projekt des Hafenbeckens 3 entstammt der alten Welt von «immer mehr» und «immer grösser». Die Kosten solcher Projekte werden riesig sein. Stoppt das Hafenbecken 3.