09.03.2023
Fondation Franz Weber

Medienmitteilung: Umsiedlung der Hörnli-Rehe – das Pilot-Projekt ist geglückt

Seit bald drei Jahren engagiert sich die Fondation Franz Weber (FFW) für die Rettung der sechzig Rehe auf dem Friedhof am Hörnli bei Basel. Im Februar und März wurden im Friedhof 21 Tiere eingefangen und in den Kanton Jura umgesiedelt. Damit wird der Weg für neue Möglichkeiten im Wildtiermanagement geebnet.

Als die Pläne für den Abschuss der Rehe auf dem Friedhof Hörnli bekannt geworden waren, war die Empörung in der Schweizer Bevölkerung gross. Die Tiere hatten sich innerhalb des mehr oder weniger hermetisch abgezäunten Areals vermehrt und über den Blumenschmuck hergemacht. Eine Petition für die Rettung der Tiere wurde von über 80’000 Personen unterzeichnetet. Parallel dazu legte die Fondation Franz Weber Rekurs gegen die Abschussbewilligung ein.

Die Fondation Franz Weber wollte eine Alternative zum geplanten Abschuss finden. Am runden Tisch mit den Verantwortlichen des Friedhofs entstanden Projekte für Rehdurchlässe in den Wald und Gitter als Schutz für Gräber und Kränze. Sie funktionieren nur bedingt. Die FFW führte zudem eine wissenschaftliche Zählung der Rehe durch. Sie ergab, dass nicht, wie zuerst angenommen, 25, sondern gegen die 60 Rehe auf dem Friedhof leben. In Zusammenarbeit mit Genfer Ökobüro Ecotec Environnement S.A. arbeitete die FFW ein Konzept für eine Umsiedlung aus.

Die erste Einfangaktion vom 8. Februar 2023 gab Anlass zur Freude. Elf Rehe gingen damals ins Netz – 6 Männchen und 5 Weibchen. «Wenn es um Wildtiere geht, muss man immer mit Überraschungen rechnen», weiss Vera Weber, Präsidentin der Fondation Franz Weber, aus Erfahrung. Das Staunen folgte am 15. Februar, als bei einer zweiten Aktion nur gerade drei Rehe eingefangen und in den Kanton Jura umgesiedelt werden konnten. Offenbar hatten diese die Absicht der Biologinnen und Biologen, aber auch der Wildhüter sowie der rund 30 Gärtnerinnen und Gärtnern sowie Freiwilligen durchschaut, die sie in Richtung der Netze trieben.

Professor Claude Fischer von der Haute école du paysage, d’ingénierie et d’architecture de Geneve HEPIA leitet die Fangaktion. «Wir arbeiten mit dem führenden Rehexperten der Schweiz und seinem Team zusammen. Professor Fischer fängt seit 20 Jahren Rehe und siedelt sie um. Der Zeitpunkt für einen Fang und Transport ist richtig und sorgfältig gewählt. Die Jagdsaison ist seit Ende Januar abgeschlossen, die Rehgeissen sind am Anfang ihrer Trächtigkeit und können somit ohne Probleme gefangen und transportiert werden. Die Jungen kommen erst im Mai zur Welt. Zudem haben die Rehe Zeit, sich an ihren neuen Lebensraum zu gewöhnen, weil im Kanton Jura erst im Spätherbst wieder gejagt wird», erklärt Zoologin Dr. Monica Biondo. Die Fachleute sind sich einig, dass nach Mitte März keine Tiere mehr eingefangen werden dürfen.

Entsprechend gross ist der Erfolgsdruck am dritten Fangtag, dem Mittwoch, 8. März 2023. Durch eine neu konzeptionierte Strategie kann das anspruchsvolle Ziel glücklicherweise erfüllt werden – noch vor Ablauf des vorgegebenen Zeitfensters. 4 Männchen und drei Weibchen können aus dem Basler Friedhof «befreit» werden und finden im Kanton Jura einen artgerechten Lebensraum.

«Der Tierarzt bestätigt, dass alle umgesiedelten Tiere gesund sind, es gab keine Zwischenfälle und die verschiedenen Teams haben sehr gut und professionell zusammengearbeitet», zieht Vera Weber ein positives Fazit. «Jetzt sind wir bestrebt, weitere Gebiete und Kantone zu finden, welche die restlichen 40 Rehe aufnehmen.»

Die Fondation Franz Weber bedankt sich herzlich beim Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt für die gute Zusammenarbeit. Ohne das persönliche Engagement der Regierungsrätin Esther Keller und ihrer effizienten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre diese erste erfolgreiche Etappe des Pilotprojektes gar nicht möglich gewesen. Ein riesiges Dankeschön geht auch an den Kanton Jura, an Prof. Claude Fischer und sein grossartiges Team, an Tierarzt Fredi Witschi und an alle beteiligten Personen.

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