17.04.2020
Fondation Franz Weber

#WeilWirTiereEssen: HIV

Wie das HI-Virus auf den Menschen übertragen wurde, ist nicht vollständig geklärt. Zahlreiche Studien legen allerdings nahe, dass der direkte Kontakt mit Blut und Sekreten von Tieren infolge der Jagd und des Fleischverzehrs von Wildtieren (sogenanntes ‚bushmeat‘) für die Übertragung des Virus von Primaten auf den Menschen verantwortlich war. Nach wie vor ist HIV — und die durch das HI-Virus verursachte Krankheit AIDS — leider weltweit eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, insbesondere in Entwicklungsländern.

 

Entstehung: Am Anfang der Übertragung des HI-Virus steht vermutlich eine Zoonose. Man nimmt an, dass die Krankheit AIDS in Afrika entstand, wo bestimmte Primaten die Wirte des SI-Virus (Simianes Immundefizienz-Virus) sind, eines Virus, das dem HI-Virus (Humanes Immundefizienz-Virus) ähnlich ist.
Wie das HI-Virus auf den Menschen übertragen wurde, ist nicht vollständig geklärt, doch vermutlich erfolgte der Übersprung durch die Zubereitung und den Verzehr von Wildtieren (Fehervari, 2018). Zahlreiche Studien legen nahe, dass der direkte Kontakt mit Blut und Sekreten von Tieren infolge der Jagd, des Fleischverzehrs von Wildtieren (sogenanntes ‚bushmeat‘), ungünstigen Schlachtmethoden sowie weiteren Praktiken (wie z.B. der Verzehr von kontaminiertem Fleisch, ohne es zu kochen) eine mehr als plausible Erklärung für die Übertragung des Virus von Primaten auf den Menschen liefern (Hahn et al., 2000).

Land: De Ansteckung mit dem HI-Virus blieb mehrere Jahrzehnte lang auf kleine Bevölkerungen beschränkt, bevor begünstigende Umstände dazu führten, dass sich das Virus zunächst auf dem afrikanischen Kontinent und später in der übrigen Welt schnell ausbreitete. Die Pandemie griff, wahrscheinlich in den 60er Jahren, rasch von Afrika auf Haïti über. Von dort gelangte sie in die USA und verbreitete sich schliesslich weltweit (Thomas et al., 2007).

Jahr: 1981 erschienen in den Vereinigten Staaten Publikationen über die ersten Fälle einer unbekannten tödlichen Krankheit, die später AIDS genannt werden sollte (Starling, 2018).

Letalität: AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) ist weltweit die häufigste Todesursache durch eine Infektionskrankheit bei Erwachsenen. Unbehandelt führt die durch das HI-Virus verursachte Krankheit in nahezu 100% der Fälle zum Tod. Seit der Beulenpest im 14. Jahrhundert hatte kein Krankheitserreger mehr derart verheerende Auswirkungen (WHO). Obwohl sich die Letalität der Krankheit seit 2010 um 33% verringerte (UNAIDS), starben bis Ende 2018 offiziell 770‘000 Menschen an Krankheiten im Zusammenhang mit AIDS.

Symptomatologie: Eine HIV-Infektion führt zu einer fortschreitenden Schwächung des Immunsystems und infolgedessen zu einer Reihe von Symptomen und Infektionen. Mit HIV infizierte Menschen spüren in der Regel nicht sofort Symptome. Erste Auswirkungen können Fieber, Kopfschmerzen, Durchfall, Mundgeschwüre, entzündete Lymphknoten, Muskelschmerzen, Gewichtsverlust, usw. sein. Als einige der opportunistischen Infektionskrankheiten, die bei einer durch die ursprüngliche Infektion bereits geschwächten Person auftreten können, sind Tuberkulose, Herpes, orale und vaginale Candidose, Kaposi-Sarkom, Lymphom, Lungenentzündung, Meningitis, Enzephalitis und Karzinom zu nennen (UNAIDS).

 

Einige soziale und politische Konsequenzen:

  • Der Verzehr von Wildtieren ist im Allgemeinen immer noch üblich (COVID-19 and the Culture of Eating Wild Animals in Central Africa, 2020), auch wenn Malawi nach dem Auftreten von Covid-19 den Handel mit Wildtierfleisch als Vorsichtsmassnahme verboten hat (Malawi bans bushmeat, Nuassa Times, 2020).
  • Obwohl keine globale Studie zu diesem Thema existiert, stiegen den Angaben der Weltbank zufolge die Ausgaben für das globale Gesundheitswesen durch AIDS signifikant: Von weniger als 300 Millionen US-Dollar im Jahr 1996 erhöhten sie sich auf beinahe 16‘000 Millionen US-Dollar im Jahr 2009 (UNAIDS). Laut UNAIDS wird die Finanzierungslücke im Kampf gegen AIDS 2020 auf 7‘000 Millionen US-Dollar geschätzt.
  • Die WHO warnte vor dem Phänomen einer Massenverwaisung durch HIV/AIDS auf dem afrikanischen Kontinent. Im Jahr 2010 waren schätzungsweise annähernd 25 Millionen Kinder wegen des Tods ihrer HIV-infizierten Verwandten verwaist. Die WHO weist zudem darauf hin, dass in einigen Ländern südlich der Sahara möglicherweise 15 bis 25% der pädiatrischen Bevölkerungsgruppe von Verwaisung betroffen sind, wobei Todesfälle infolge von HIV/AIDS eine der Hauptursachen sind. Berücksichtigt man beispielsweise, dass im südlichen Afrika mehr Lehrer an AIDS versterben als ausgebildet werden, so stellt sich die soziale Situation noch schlimmer dar (WHO, 2004).
  • Die Tatsache, dass es sich bei HIV/AIDs um eine Epidemie handelt, begünstigt in einem Grossteil der afrikanischen Länder, in denen die Infektionen in grossem Umfang auftreten, die Entstehung einer Gesundheitskrise. Für das Jahr 2002 waren über 50% der Intensivbetten in Uganda mit HIV/AIDS-Patienten belegt, bei denen die Erkrankung zu einer Kettenreaktion geführt und Tuberkulose sowie andere Krankheiten wie Malaria ausgelöst hatte (WHO, 2005).

Bor, J. (2007) analysiert 54 Entwicklungsländer und kommt zu dem Ergebnis, dass das Engagement der Regierungschefs weithin als Schlüsselfaktor für die Eindämmung der AIDS-Epidemie auf nationaler Ebene anerkannt ist. Massnahmen wie Pressefreiheit, Einkommensgleichheit und HIV-Prävalenz gelten als Determinanten des politischen Engagements.

Die Ergebnisse in Kenia belegen einen Rückgang des BIP, der sich für den Zeitraum von 2000 bis 2020 zwischen 20 und 30% bewegt (Robalino et al., 2002). In Malawi verwendeten Cuddington, J. und Hancoch, J. (1994) ein Wachstumsmodell, um die Auswirkungen von AIDS auf die Produktionskapazität und andere wesentliche makroökonomische Aggregate zu simulieren, die einen Wirtschaftsabschwung für das Jahr 2010 zeigten. Die geschätzten jährlichen Kosten für HIV/AIDS in Indien scheinen sich auf etwa 1% des BIP – verteilt auf die Ausgaben für die Behandlung der Krankheit und den Produktivitätsverlust – zu belaufen, auch wenn andere Kosten im Zusammenhang mit HIV nicht mitberücksichtigt wurden in der Berechnung (Anand,K., Pandaw,C.S und Nath, L.M ,1999).

 

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